Thymian und sein Destillat – Das geläuterte Feuer

Blühender Thymian Foto: Evelin Rosenfeld

Ich hatte den Thymian eigentlich immer als kräftige, sehr kräftige Deva im Sinn, die mit starker Würze und Hitze Husten und Schleim vertreibt. Als ich im vergangenen Jahr die Pflänzchen aus Samen vorzog, war ich überrascht von der Zartheit und Langsamkeit des Thymians. Ich wagte kaum, die Heranwachsenden aus den Töpfen in das vorbereitete Beet zu setzen – Südausrichtung, natürlich, und wohl das Kargste und Steinigste, was Aditi zu bieten hat. Liebevoll brachte ich die jungen Pflanzen dann im Juni heraus, jede mit einem „eigenen Stein“ als Begleiter – das mögen sie.

Tatsächlich: Alle Pflanzen lieben einen Stein an ihrer Basis, da, wo sie aus der Erde herauskommen. Es entstehen wechselseitige Sympathie und Förderung bei bisher allen Pflanzen, die ich kenne. Beim Thymian ist das aber irgendwie besonders wichtig. Zumal er sehr bodennah wächst und Feuchtigkeit nicht mag: Da dürfen sogar mehrere Steine am Wurzelhals sein, die die Ästchen und Blättchen von der feuchten Erde weghalten.

Mein Thymian jedenfalls mochte das. Und dann pflanzte ich ihm noch eine ganze Reihe junger Gallica-Rosen in die Mitte. Der Lohn … ist ein Rausch an Farbe und Duft, den wir gerade jetzt hier erleben.

Mut und Kraft der Freya

Wer ist dieser Lippenblütler, von dem es mehr als zweihundert Arten gibt und der keineswegs nur aus dem Mittelmeerraum stammt, sondern schon immer auch wild in unseren Gefilden zu finden war ? Was übermittelt er mit seinen festen, filigranen Blättchen und den zartrosanen Miniaturblüten ?

Bereits Germanen und Römer nutzen dieses Kraut, das nicht umsonst seinen Namen Thymos (bedeutet Mut und Kraft) trägt: Im alten Ägypten spielte Thymian eine Rolle bei der Einbalsamierung. Sowohl die griechischen als auch die römischen Ärzte erkannten die kräftig stimulierende Wirkung des Krautes, das auch die damaligen Köche sehr zu schätzen wussten. Benediktinermönche sollen ihn nach Nordeuropa gebracht haben. Im Mittelalter wurde der Thymian zum Sinnbild der Kraft und des Mutes. Soldaten schmückten sich mit Thymiansträußen vor dem Kampf. Thymian widmete man nach Einführung des Christentums der Maria, bei den Germanen gehört das Kraut noch der Freya.

Im Kräuterbuch heißt es „Thymian (Thymus vulgaris oder officinalis) ist ein vielseitiges Heil- und Gewürzkraut. Mit seinem unverkennbarem Geschmack würzt es zahlreiche mediterrane Speisen. Doch kann der Thymian deutlich mehr. In der Naturmedizin gilt die Pflanze als ein hervorragendes Heilkraut, das u.a. Erkältungskrankheiten, Husten und Magenbeschwerden lindern kann. Die antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften des Thymians brachten ihm den Titel Heilpflanze des Jahres 2006 ein.“

Rotes Öl und die Prüfung der Nacht

Es war gar nicht leicht, den überbordenden Thymian zu ernten, denn hunderte von Bienen wuselten in den Ästen und Blüten und ich musste sehr aufpassen, wo ich hinfasste.

Bündelchen für Bündelchen landete in den Erntekörben, der würzige, doch auch sanfte und blumige Duft war an meinen Händen, in den Haaren, in den Kleidern – überall. Es fühlte sich an, wie ein Schwungrad in meinem Sonnengeflecht – rhythmisch, kraftvoll, ruhig floß mir die Kraft zu, die Gedanken wurden ruhiger, sammelten sich, waren in entspannter Aufmerksamkeit mit der Pflanze. Das war nicht selbstverständlich, denn in der Nacht zuvor wachte ich von starken Schmerzen an meinem Daumengelenk auf, es war auf einen Tischtennisball groß angeschwollen und tat so weh, daß ich nicht mehr schlafen konnte. So war ich überrascht, wie lange ich am folgenden Tag mit ausgeglichener Energie arbeiten und ernten konnte.

Als 10 Kilogramm zusammen waren, brachten wir unsere kostbare Ernte zur Destille. Mit Spannung erwarteten wir die ersten Tropfen aus der zischenden Kupferdestille. Und natürlich das viel gepriesene Rot des Thymianöls.

Wir mussten nicht lange warten, da begann das Destillat zu fließen – und uns in einen Rausch von Lebendigkeit und Freude und Schaffenslust zu wirbeln. Das ätherische Öl unseres Thymians war dunkel Rotbraun und sättigte das kostbare Destillat reich. Es war pure Lust, mit der wir Fläschchen um Fläschchen befüllten, etikettierten, das ätherische Öl maßen und testeten … bis spät in die Nacht.

Und als ich endlich schlafen wollte, sah ich auf meine Hand: Die Schwellung war stärker geworden und der Schmerz kehrte mit aller Kraft zurück. Mir wurde mulmig, denn ich wußte nicht, was sich hinter diesen heftigen Symptomen verbarg. „Ich brauche ein Antiphlogistikum. Wenn die Vene verstopft ist ? Was staut sich da ?“ So ging ich an den Computer, mitten in der Nacht, und recherchierte nach pharmakologischen Hinweisen. Weitgehend erfolglos. Dann schloß ich die Augen. Der Duft des Thymians vom Tag kehrte zurück, lenkte mich ein wenig von der schmerzenden Hand ab und gab mir den Impuls, hinunter in den Keller zu gehen, zu den frisch eingelagerten Thymian-Destillaten, nahm mir ein Fläschchen mit hinauf, schloß die Augen und sprühte mir einige Milliliter des Destillats auf die Zunge. So überraschend mild, so fein würzig und wohltuend. Ich konnte schlafen. Und am nächsten Tag war auch die Schwellung am Daumengelenk weitgehend abgeebbt.

Am nächsten Tag las ich noch einmal bei Pharmawiki nach: Tatsächlich, dort wird beschrieben, dass Thymian mit seinen entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Eigenschaften auch in Rheuma- und Sportsalben verwendet wird.

Wir gut, daß meine Antennen so gut funktionieren…

Wie gut, daß es uns gelingt, die Pflanzendevas so hilfreich für uns zu gewinnen.

Die ersten Flaschen Thymian Destillat sind bereits fertig und können hier bestellt werden.

Seit 2016 lebt Evelin Rosenfeld im Herzen Deutschlands auf einem kleinen Berg namens „Aditi“. 35.000 Quadratmeter wildes Land werden sind zu einem paradiesischen Permakulturgarten mit ganz besonderen Schätzen geworden. Ihre Pflanzen stammen zu 100% aus bio-zertifiziertem, bayerischen Eigenanbau in reiner Handarbeit. Natürlich sind alle Produkte biozertifiziert, Kontrollstelle DE-ÖKO 037. Hier zum Shop.

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4 Kommentare zu “Thymian und sein Destillat – Das geläuterte Feuer
  1. Sybille sagt:

    Liebe Evelin, ich lieeeebe deine Art über die Pflanzen und deren Hydrolate zu schreiben. Liebevoller geht es glaube ich nicht. Danke für den Tipp mit den Steinen – das gefällt mir.Heute Abend bekommen meine Pflanzen auch einen ;))
    lieben Gruss an dich! Sybille

    • Evelin sagt:

      Daaaanke, liebe Sybille für die schwungvolle, schöne Rückmeldung.
      Ich muss die Steine bei meinem Thymian auch erneuern – er ist so gewachsen… da braucht es mehr „Terrasse mit Ausblick“ 🙂 Bloß wird das bei den vielen Pflanzen ein wenig dauern. Aber das macht ja nix 🙂

  2. Sylvia sagt:

    Liebe Evelin,
    vielen leiben Dank für deine wo wertschätzenden Worten den Pflanzen gegenüber. Ich erfreue mich sehr daran, denn auch ich spreche in Ehrfurcht mit Gottes Geschöpfen. Daher fühle ich mich verbunden. Danke noch einmal – Sylvia

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