Im Leben ankern – in Zeiten von Krankheit und Abschied

Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Die Bücher von Rachel Naomi Remen. Von Miriam Mia Licht. Vor vielen Jahren wurde mein Onkel krank. Als er die niederschmetternde Diagnose bekam, hat er seiner Endlichkeit tapfer geradewegs ins Gesicht geschaut. Und innerhalb weniger Tage seine eigenmächtige Entscheidung getroffen, wie er mit seiner Situation umgehen möchte. Seine fünfzigjährige Hausärztin sah in nachdenklich an, als er ihr mitteilte, er würde dem vom Fachman emfohlenen Rat nicht folgen und keine Operation und Behandlung für sich wählen. Dann sagte sie: ich glaube, wenn ich in ihrer Situation wäre, würde ich es auch so machen. Er war so sehr glücklich und froh über ihre sehr persönliche Bestätigung seines Entschlusses. In der folgenden Zeit, die er zuhause lebte und starb war seine Frau und seine Familie für ihn da. Und er konnte – trotz aller Trauer um die Endlichkeit seines Lebens – stmmig, selbstbestimmt und schmerzfrei seinen Körper freigeben und dieses Leben hinter sich lassen.

Sein Weg hatte eine Vorgeschichte. Jahrzehnte vor seiner Erkrankung erlebte er die Sterbenswege eines lieben Freundes und seines Schwagers mit. Er informierte sich tief über ganzheitliche Wege der Stärkung und Behandlung bei Krebserkrankungen. Und sah, wie schwer die Wege seiner Lieben waren, die sich passiv der Krankheit und Diagnose ausgeliefert sahen. Er hat damals unsäglich darunter gelitten, die schmerzvollen und dramatischen Wege mitzuerleben, die seine Freunde gingen. Erst als er selbst an Krebs erkrankte, wurde plötzlich klar, wofür sein Leidensweg im Zuschauen gedient hatte: er hatte in jener Zeit sein Bewusstsein für Eigenmacht und Selbstbestimmung geboren. Was dann zum großen Segen für seinen eigenen Weg wurde.

Mir fielen in der Zeit seiner Krankheit und seines Sterbens die beiden wundervollen Bücher der Ärztin und Patientin Rachel Naomi Remen zu. Die ich mir im englischen Orginal und in ihrer deutschen Übersetzung kaufte. Und die ich las. Und las. Und wieder las. Und lese. Sie sind ein großer Segen für mich. Und für alle Menschen, denen ich sie seither schenkte, auslieh oder einfach bekannt machte.

Mein Onkel hat Kitchen Table Wisdom und My Grandfather’s Blessings selbst nicht mehr gelesen. Aber seine Frau, meine Tante. Und auch sie mag Rachel Naomi Remens segnende Geschichten sehr. Sie hat die Bücher an ihrem Nachttisch liegen. Und liest immer wieder darin. Und wieder und wieder.

Rachel Naomi Remen (Jg. 1938) hat ihr erstes Buch überschrieben mit „Kitchen Table Wisdom. Stories That Heal“. Sie hat Geschichten von PatientInnen und auch ihre eigenen Patientingeschichten in einem segensreichen Licht und ihrer herzwarmen Wahrnehmung erlebt und für uns aufgeschrieben.  Ihr zweites Buch heißt „My Grandfather’s Blessings. Stories of Strength, Refuge and Belonging“. Auch wenn diese beiden bedeutungsvollen und ausdrucksstarken Titel in der aktuellen deutschen Ausgabe leider verloren gegangen sind, der Inhalt ist so segensreich wie in der englischen Originalausgabe.

Titel der deutschen Ausgabe von Kitchen Table Wisdom: Rachel Naomi Remen, Dem Leben trauen. Geschichten, die gut tun

Titel der deutschen Ausgabe von My Grandfather’s Blessings: Rachel Naomi Remen, Aus Liebe zum Leben. Geschichten, die der Seele gut tun

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Ein Kommentar zu “Im Leben ankern – in Zeiten von Krankheit und Abschied
  1. Monika sagt:

    Die beiden Bücher begleiten mich seit Jahren- man kann darin immer wieder lesen- wirklich wieder und wieder- ganz wunderbar und segensreich

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