In Würde sterben dürfen

Ingrids Parson-Russel-Terrier 11 Tage vor seinem Tod

Von Ingrid Hage. Der Artikel von Evelin Rosenfeld „Werden und vergehen – ein Geschenk der Ohnmacht“ hat in mir etwas ganz tief berührt, dass ich nun in Worte kleiden möchte. Sie bat in dem Artikel ganz inständig darum, alle Wesen gemäß ihrem eigenen Seelenplan leben und sterben zu lassen. Ja! Bitte! Das gilt auch für unsere Haustiere. Wir haben gelernt und verinnerlicht, dass Hund oder Katze per Spritze durch den Tierarzt „erlöst“ werden müssen, wenn die Zeit gekommen ist. Nein, das müssen sie nicht!

Viele Tiere haben genau vor diesem Tötungsakt große Angst. Wir haben leider verlernt und/oder vergessen, wie sterben, also der Übergang von einer in die andere Dimension geht. Alles, aber auch wirklich alles, wird bis zum Ende dem Diktat des Geldes unterworfen. Die Spritze und all die vermeintlich lebensverlängernden oder heilbringenden Einsätze von Medikamenten ist ein großer Verdienstsektor. Das muss nicht sein. Sterben ist, vereinfacht ausgedrückt, wie Kinder kriegen. Nur rückwärts. Lasst dieses letzte Abenteuer des Lebens geschehen!

An der Stelle möchte ich gerne vom Leben im Alter und dem Sterben meines kleinen weissen Hundes, einem Parson-Russel-Terrier, berichten. Das bin ich ihm und allen Tieren schuldig.Er war bis Anfang November 2020 fast 18,5 Jahre treu an meiner Seite, bevor er über die Regenbrücke gegangen ist. Er ist der älteste Hund, der bisher an meiner Seite war. Insofern war alles, was mit echtem Altern und natürlichem Tod zu tun hat, für mich Neuland.

Bis 17 Jahre war ihm sein Alter mehr oder weniger nicht anzumerken. Er lief munter, war beweglich wie eh und je, war neugierig und voll Leben. Ohne Krankheiten oder Arthrose. Ab da begann er sich allmählich zu wandeln. Sein Organismus stellte um auf „alter Hund“. Die Spaziergänge wurden kürzer, dann langsamer. Er konnte den Urin nicht mehr länger als 1,5 Stunden halten. Auch nachts waren die Intervalle immerhin auf 3 Stunden gestreckt. Er kam tagsüber so oft zu mir, um mir mitzuteilen, dass er bitte raus möchte, dass ich anfangs glaubte, er wolle mich ärgern. Hat er aber nicht. Und nein, ich bin nicht mit ihm zum Tierarzt gegangen. Den hatte er seit seinem 10ten Lebensjahr nicht mehr gesehen. Auch nicht zum impfen.

Sein Körbchen wurde mit der Zeit quasi sein „Hundeklo“, weil er nicht mehr rechtzeitig Bescheid sagen konnte. Ich war anfangs leicht angenervt, weil ich bis zu zwei mal täglich seine Decken waschen musste. Nach einigen Wochen war der Spuk zunächst vorbei. Er konnte wieder länger halten, bevor er raus musste. Die Spaziergänge hatten wir mittlerweile ganz eingestellt. Er wollte und konnte nicht mehr. Da war er etwa 17,5 Jahre alt. Seine Gelenke wurden steifer, wenn er länger gelegen hatte. Sein Laufen wurde staksiger. Manchmal stand er. Einfach nur so. Minutenlang. Wahrscheinlich brauchte er zum einen die Zeit, um ins Laufen bzw. Gehen zu kommen. Er schien es aber auch zu tun, weil die gestreckten Beine für ihn offensichtlich Entlastung bedeuteten. Manchmal stand er mit den nach innen gedrehten Vorderbeinen so o-beinig da, als wenn er Krücken hätte. Die Hinterhand wurde immer schwächer. Er hatte Mühe, aufzustehen. Helfen durfte ich ihm aber dabei nicht. Meine anfänglichen Bemühungen wurden mit einem drohend eindringlichen Knurren quittiert. Das wollte er bitte alleine schaffen! Auch das Beinchen heben war ihm bis zuletzt ein wichtiges Anliegen, auch wenn der Versuch mit steigendem Alter im Versuch stecken blieb. Das gehörte zu ihm als Rüde. Das gehörte zu seiner Würde als Rüde. Manchmal habe ich ihn bewundernd ob seiner Alterswürde, die er sich nicht nehmen lassen wollte, mit dem Spruch „Altern ist nichts für Weicheier“ bedacht. Nein, ein „Weichei“ war er ganz sicher nicht.

Auch das Essen wurde im Laufe des letzten Jahres besonders. Da ich ihn seit seinem 10ten Lebensjahr rein vegan ernährt habe war es für mich kein Problem ihn von Fertignahrung auf Hausmannskost umzustellen: Linseneintopf und Erbseneintopf. Das Gebiss, mit dem er Zeit seines Lebens alles, was er konnte (durfte) in feinste Späne zerlegt hatte, war recht abgenutzt. Ein paar Zähne waren abgebrochen. Sein Gebiss war aber sonst noch vollständig. Und bis zu seinem gut 16ten Lebensjahr blütenweiss. Nun eher gelb. Zeitweise roch er nicht gut aus dem Maul. Dann bekam er Extraportionen Kräuter unter seine Mahlzeiten und besondere Möhrenschonkost bis es wieder gut war. Im Laufe der Zeit bekam er als Nahrungsergänzung Vitalpilzpulver, Algenpulver und dies und das unter das Futter gemischt. Er tat ihm sichtlich gut. Seine frisch bereiteten Mahlzeiten, alle Zutaten in Bio-Qualität, hatten dem alten Hund sichtbar wieder mehr Lebensenergie gebracht. Wir blieben aber häuslich. Die Staksigkeit blieb ebenfalls.

Er war halt alt. Wie ein sehr alter Mensch. Sein Essen hatte nun eine breiige Konsistenz. Er konnte nicht mehr so gut lange vor seiner Futterschale stehen und sich bücken, so dass ich die Schale zum essen mit einer Hand anhob. Mit der anderen mußte ich, darauf bestand er, „mitessen“. Das bedeutete, dass der Löffel immer um seine Schnauze das Futter zusammenschieben mußte. So faßte er die Mahlzeit besser. Kam ich nicht mit dem Löffel dazu, leckte er das Essen auf, was sehr mühsam und wenig effektiv war. Dann schaute er mich auffordernd an, ihn doch bitte beim essen zu unterstützen. Irgendwann habe ich es von mir aus immer getan. Die Portionen der Mahlzeiten wurden im Laufe des letzten Jahres kleiner. Ein Löffel voll musste aber immer zurück bleiben. Das gehörte zum Ritual. Bevor er in den Alterungsmodus umgeschaltet hatte, war er futtertechnisch einem Piranha näher als einem Hund.

In den letzten Wochen vor seinem Tod wurde für ihn das Aufstehen, raus gehen und Pipi machen immer beschwerlicher. Bis 10 Tage vorher wollte er aber. Unbedingt! Hundewürde. Ich half ihm, soweit er das zulies. Bis es nicht mehr ging. Da erst habe ich nach Recherchen die für mich vor allem nachts erlösenden Rüdenwindeln entdeckt. Welche Erleichterung! Ich bin zwar immer noch nachts zwei mal mindestens aufgestanden, sobald ich hörte, dass er sich bewegte, weil Blase und/oder Darm in Bewegung kamen. Ich hatte Wochen vorher schon einmal Windeln probiert, die er aber irgendwie immer verloren hatte und auch nicht wirklich gut fand. Jetzt war die Zeit, dass er die Rüdenwindeln sogar gerne trug. Endlich war es für ihn kein Problem mehr, rechtzeitig raus zu kommen. Sein Schlafplatz blieb trocken. Jetzt ausgestattet mit einer saugfähigen und einer flüssigkeitsdurchlassenden Matte. So blieb er immer trocken, weich und warm. Was tagsüber „nur“ Arbeit macht, fühlt sich nachts viel dramatischer an. Wie oft hatte ich mitten in der Nacht Küche und Flur gewischt. An das nächtliche ständige Aufstehen hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.

Es dauerte fast ein ganzes Jahr. Die letzten 10 Tagen hatte ich mittlerweile einen „bettlägerigen“ Hund. Er kam manchmal zwar im Korb noch auf die Beine, aber an Laufen war nicht mehr im entferntesten zu denken. Nicht einen Schritt. In diesem Stadium bekam ich den gutgemeinten Rat, doch den Hund zu „erlösen“, sprich wegzuspritzen. Das sei doch kein Leben mehr. Mein Hund sah das anders. Er wollte leben. Bis zum Ende. Das zeigte er mir jeden Tag aufs neue.

Alles war mühsamer und beschwerlicher geworden, aber vorzeitig aufgeben war nicht in seinem Sinne. Ich habe ihn begleitet, nicht wissend, wie lange dieser von aussen betrachtete Wahnsinn dauern würde. Aber wohl wissend, dass er ein Recht darauf hatte, dass ich ihm in seiner letzten Lebenszeit alles an Liebe und Hilfe gab, was er mir, ohne je daran zu zweifeln, sein ganzes langes Hundeleben gewährt hat. Die letzten 5 Tage stellte er sowohl das essen als auch das trinken ein. Mittlerweile hatte er für sich akzeptiert, dass seine bis dahin immer schwächer werdenden Energien irgendwann ganz aufhörten zu wirken. Sein Atem wurde durch ein Rasseln in der Lunge begleitet. Sein Blick zeigte Abschied. Nein, das war keineswegs ein Grund, ihn voreilig wegzuspritzen, nur weil Ich es schwer aushielt. Ich hielt durch und war so an seiner Seite, wie er es mir gewährte. Zu viel quittierte er immer noch mit knurren. Er wollte in Würde sein Leben zu Ende leben, so, wie es für ihn richtig war, nicht für mich. Ich liess ihn und respektierte seinen Wunsch nach Nähe und Abstand.

In der letzten Nacht ging ab 3 Uhr ein Jaulen, Bellen, Quieken, Grunzen, und sonstige schwer beschreibbare Laute los. Ich sprang alle halbe Stunde aus dem Bett, streichelte ihn und versicherte ihm, dass er es schaffen würde. In dieser gefühlt ewig dauernden Nacht lief sein ganzes langes und aufregend gelebtes Leben vor ihm ab. Er lag wie im Koma. Am Morgen wurde er wieder ruhiger. Nicht mehr hier, aber auch noch nicht da. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihm irgendetwas fehlte um gehen zu können. Ich telefonierte mit allen Familienmitgliedern, die zu seinem Rudel gehörten. Wir unterhielten uns über diesen kleinen verrückten Terrier, der uns mit seiner Anwesenheit so viel Freude bereitet hatte. Wir lachten viel in Erinnerung an all die Spässe und den Unsinn, den er gemacht hat. Aus der Küche, wo sein Korb stand, hörte ich noch drei mal Laute. Leiser als nachts.

Danach war es verdächtig ruhig. Einige Zeit später ging ich, um nach ihm zu schauen. Er hatte es geschafft. Er hatte sich über unsere guten und freudigen Gedanken an ihn von uns verabschiedet. Und wir uns von ihm. Jetzt war für ihn alles gut. Für mich auch. Während des Telefonats spürte ich einen ganz kurzen Moment eine nach unten absackende Erleichterung. Das war der Moment, in dem sein Licht erlosch. Ein paar Tränen rollten mir über die Wangen. Tränen der Erleichterung.

Danach habe ich eine unbeschreibliche Freude in mir empfunden. Die Freude, dass wir es gemeinsam bis zum Ende geschafft hatten. Diesen Moment wird nie jemand so freudvoll empfinden, der sein Tier vorzeitig töten läßt. Haltet durch, die Belohnung und Freude ist unbeschreiblich! Für den Hund war es wichtig und für mich auch. Drei Tage später zeigte er mir am Himmel eine kleine Regenbogenbrücke, gestützt von zwei weissen Wolken. Angekommen.

In Liebe für alle Tiere, Ingrid Hage

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31 Kommentare zu “In Würde sterben dürfen
  1. Susanne sagt:

    Danke, dass dieses Theam angesprochen wird. Ich habe schon viele Tiere begleiten dürfen – Haustiere genauso wie wilde Tiere, die zu mir gekommen sind, weil sie wussten ich halte aus, sie zu begleiten ohne „nachhelfen“ zu wollen. Jeder Tod war ein ganz besonderer Moment. Jeder anders. Jeder schwer und gleichzeit – wenn man das so sagen darf – wunderschön und berührend. Genau wie wir Menschen geht jedes Tier auf seine ganz eigene Art und Weise. Vielleicht schaffen wir Menschen in dieser Gesellschaft es eines Tages das Thema Sterben und Tod wieder als etwas Natürliches zu sehen und angstfrei damit umzugehen . Wie das geht, können wir von den Tieren lernen – wenn wir sie lassen.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Susanne,
      danke für deine erweiternden Gedanken. Ja, jeder geht seinem eigenen Seelenplan entsprechend, sofern man ihn läßt. Vor einem Jahr ist meine Ridgeback-Hündin mit 12,5 Jahren gegangen. Eine ältere Hündin, aber nicht alt. Entstadium Krebs. Die Krankheit hat sie 8 Jahre in sich getragen. Auch sie durfte alleine gehen. Am Vorabend habe ich mich mit leiser klassischer Musik und einer Rückenmassage von ihr verabschiedet. Der Terrier hatte ihr an dem Tag ganz fürsorglich das Gesicht geleckt. In den frühen Morgenstunden ist sie ganz still gegangen. Zart und schön wie ein Reh.

      Erst kurz danach ist mein Terrier in den Altersmodus gegangen. Wie abgesprochen zwischen den beiden, damit ich nicht mit Krankheit, Alter und Tod und allen mehr oder weniger anstrengenden Begleiterscheinungen überfordert wurde.

      In Herzensliebe verbunden, Ingrid

  2. Diane Landgraf sagt:

    Liebe Frau Hage,

    Danke für den wunderbaren Artikel!

    Herzliche Grüße

    Diane Landgraf

  3. Franziska Karhausen-Singer sagt:

    Liebe Frau Hage,

    ganz ähnlich ist unser fast 19-jähriges Katerchen im Oktober von uns gegangen. Ganz sanft, ohne Spritze, nachdem er viele Wochen Abschied genommen hatte. Er wollte ganz unkatzisch dabei nicht allein sein, hat mir eine Pfote gereicht und sich an meiner Hand festgekrallt bis er ausgeatmet hatte. Sehr berührend. Sterben ist nichts Schreckliches, manchmal ist der Weg dorthin schwierig. Aber in jedem Fall Nichts, das man einfach beim Tierarzt abgeben sollte, weil das Tier zu anstregend wird.

    Liebe Grüße
    Franziska

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Franziska,
      ja, Sterben und der Weg dorthin ist etwas zutiefst Berührendes. Sofern ich mich darauf einlassen kann und will. Ja, der Weg zum Finale kann recht anstrengend und voller Überraschungen sein. Im Nachhinein erfüllt mich immer wieder tiefe Dankbarkeit, dies alles in meiner heutigen Bewußtheit miterlebt haben zu dürfen. Es hat meinen Blick auf das Sterben und den Tod zutiefst geklärt.

      Herzlichst Ingrid

  4. Gudrun sagt:

    Liebe Ingrid,
    ich danke Dir für Deinen sehr bewegenden Bericht, wie Du Deinen Hund in einen natürlichen Tod begleitet hast. Darüber, dass unsere Haustiere „eingeschläfert“ werden, wenn wir es für richtig halten, habe ich in letzter Zeit auch öfter nachgedacht und ich denke wie Du, dass sie auch ein Recht auf einen natürlichen Tod haben. Wir machen es deswegen, weil WIR es nicht aushalten.
    Unser Kater ist vor vielen Jahren auch eines natürlichen Todes gestorben, ich war bei ihm. Es fühlte sich einfach richtig an, dass er so sterben konnte. Ich wünsche mir, dass wir das wieder in die Welt bringen!

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Gudrun,
      danke für deinen Beitrag. Das Thema einschläfern lassen oder nicht bewegte mich auch eine ganze Weile. Ich wußte ja auch nicht, wie und wann sein Leben zu Ende gehen würde. Je mehr ich darüber nachdachte, umso sicherer wurde ich, dass ich ihn NICHT einschläfern lassen würde. Mir wurde immer klarer, dass wir verinnerlicht hatten, dass eine Todesspritze etwas völlig Normales und Gutes sei. Es mag durchaus Fälle geben, wo das auch zutrifft. Aber in den meisten Fällen wird bei den Tieren der Sterbeprozess zu schnell beendet. Weil WIR es nicht mehr aushalten. Die Tiere halten das aus. In den letzten Tagen sogar schmerzfrei. Das hatte mich meine im letzten Jahr gegangene Ridgeback-Hündin gelehrt.

      Damit dieses Thema mehr in unser aller Bewusstsein rückt, habe ich meinem Terrier eine Stimme gegeben. Mit seiner Zustimmung 🙂

      Herzlichst, Ingrid

  5. Andrea Oppenheim sagt:

    Oh wie wunderbar berührend.
    Danke fürs teilen.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Andrea,
      herzlichen Dank fürs Lesen und Berühren lassen.

      Mit einem besonderen Gruß meines kleinen weissen Terriers 🐶
      Ingrid

  6. hannerose sagt:

    vielen dank für den artikel.
    bei uns war es wie bei susanne, alle tiere und es waren etliche (meerschweinchen, hasen, katzen, 1 hündin) sind im hohen alter
    in der familie gestorben. mit bachblüten unterstützt konnten sie ihren eigenen zeitpunkt des loslassens bestimmen. einige haben mich gerufen, ob mitten in der nacht oder am tag, wenn es soweit war. ich saß dann an ihren körbchen, streichelte sie und mein gesang begleitete sie auf die andere seite. sie sind alle ganz sanft und ruhig eingeschlafen, hatten fast ein lächeln im gesicht. unsere anderen tiere verabschiedeten sich ca. einen tag vorher von dem jeweils im sterbeprozeß liegenden tier und hielten danach abstand. es war sehr berührend anzusehen, wie ein tier nach dem anderen an das körbchen ging, nochmal körperkontakt aufnahm und „im gespräch“ sich verabschiedete. einige von ihnen zeigten sich mir danach dankend in meinen träumen.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Hannerose,
      danke für deine erweiternden Einblicke in den Sterbeprozess. Sterben und der Tod sind etwas zutiefst heiliges. Die Tiere wissen das. Wir Menschen arbeiten daran, es wieder in unserem Bewusstsein zuzulassen. Vor vielen Jahren ist meine alte Perserkatze mit fast 19 Jahren ganz still und leise eingeschlafen. Im Trubel von Familie und diversen Tieren hatte ich alles nicht so tief und bereichernd miterlebt. Es war halt damals anders. Was mir aber noch in Erinnerung ist, dass es bei ihr drei Tage des Rückzugs in ihr Körbchen bedurfte. Als sie gegangen war, lag meine damalige Ridgeback-Hündin vor ihrem Korb und hielt „Totenwache“. Ganz ruhig und ganz selbstverständlich.

      Herzlichst Ingrid

  7. Anne sagt:

    Vielen, vielen Dank für diesen berührenden Bericht. Ich habe so tief mitgefühlt. Wie liebevoll, geduldig und hingebungsvoll Sie den Hund begleitet haben – so, so schön.
    Was wäre die Welt, wenn wir – Mensch und Tier – so miteinander leben könnten. Gemeinsam – im Einklang mit der Natur. Mit unserer Natur.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Anne,
      dein Mitfühlen berührt mich sehr. Auch ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ein fried- und freudvolles Miteinander von Mensch, Tier und Natur. Wir sind zwar noch weit davon entfernt, das zu sein und zu leben, aber ich erkenne immer mehr die Deutlichkeit der Sehnsucht vieler Menschen genau dort hin zu wollen. Veränderung beginnt immer im Kleinen und zuallererst bei uns selbst. Je mehr wir sind und werden, umso deutlicher wird genau dieser Wandel sichtbar. Es bewegt sich schon weltweit sehr viel. Corona sei Dank, bei dem ein oder der anderen vielleicht auch mehr und schneller als gedacht und erwartet.

      Die Tiere führen uns auf unserem Weg. Im Kleinen, wie im Großen.
      Mein kleiner weisser Terrier war ein besonderer Führer. Für mich.

      Herzlichst in tiefer Verbundenheit, Ingrid

  8. Karla vom Lande sagt:

    ja der Mensch und seine Haustiere…in der Natur wäre der Hund ja schon längst über die ‚Brücke gegangen‘ und dieses menschelnde über seine Würde zu sprechen: der Hund wird einfach Schmerzen gehabt haben und dann möchte niemand angefaßt werden…ob ein Hund zart wie ein Reh aussehen möchte ist auch eine Frage, die ich mir stelle.

    naja wart halt ne innige Beziehung und die Hundehalterin kann gut formulieren.

    eine Freundin hat ihren Hund einschläfern lassen, da er große Schmerzen hatte und sie ist eine absolut gute Hundemutter. Es gibt sicher wie bei Menschen verschiedene Möglichkeiten zu sterben.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Karla,
      vielen Dank für deine Sichtweise.

      Wir alle lernen. Jeden Tag. Jede/r in ihrem/seinem Tempo und genau so, wie es für sie/ihn richtig ist. Jeder/r kann auch am Lernen der/des anderen teilhaben, wenn sie/er es will, indem wir miteinander kommunizieren. Die Tiere sind unsere Begleiter und Führer in dieser besonderen Zeit des inneren Wandels und Wachstums.

      Ich wünsche dir von ganzem Herzen viele gute und einfühlsame Erlebnisse, insbesondere in der Begegnung mit Tieren.
      In tiefer Liebe und Verbundenheit mit allen Tieren, Ingrid

  9. Silvia Himmelseher sagt:

    Liebe Ingrid Hagen,

    Wir hatten genau die gleichen Symptome bei unserem 15 1/2 jährigen LabradorMix Max. Wir schliefen während seiner Leidenszeit abwechselnd bei ihm im Wohnzimmer.
    Die Entscheidung unseren Hund einzuschläfern fiel uns megaschwer und ich bin heute sehr froh mich dafür entschieden zu haben. Ich finde es ein Siechtum und absolut nicht zu vergleichen mit einer Geburt (ich habe drei Töchter). Vermutlich war ihr Hund schmerzempfindlich und das hat wenig damit zutun, dass er seine Würde wahre wollte. Er hätte vielleicht doch mal einem Tierarzt vorgestellt werden sollen.
    Es tut immer weh ein Tier im Alter zu begleiten das nicht mehr gesund ist, doch letztendlich muss man für das Wohl des Tieres entscheiden und das macht jeder anders.
    Liebe Grüße, Silvia

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Silvia,
      danke für deinen Beitrag. Ja, jeder nimmt das Leben auf seine Weise wahr und an. Mit allen Begleiterscheinungen. Auch das Altern, Sterben und den Tod. Das ist auch gut so. Nur so entwickelt sich Erfahrung und Vielfalt. Nur so entwickelt sich aus der Vielfalt ein kollektives Weiterkommen in unser aller Entwicklung. Gleiches gilt für unsere Tiere. Jedes ist anders. Diese Vielfalt zu akzeptieren, tolerieren und anzunehmen sehe ich als unsere Aufgabe. Unsere Wahrnehmung und Kommunikationsfähigkeit zu erweitern sehe ich als besondere Herausforderung. Insbesondere auch in Bezug auf die Tiere.

      Herzliche Grüße, Ingrid

  10. Danke für den Artikel, der mich Fragen lässt:
    Gibt es einen Unterschied beim Sterben? Bei Sterben eines Menschen oder eines Tieres, was mit uns gelebt und geliebt hat?
    Gibt es einen Unterschied beim Schmerz im Abschied, auch wenn wir die Schönheit und Anmut des Geschenkes, der Erfahrung ehren?
    Ich habe bei manchen Menschen, die ihr geliebtses Tier „verloren“ haben mehr Trauer und Schmerz erlebt, als manche Mneschen um einen Angehörigen.
    Ich denke, es ist uns Menschen eine Gabe, ein Segen, etwas bewusst so zu begleiten, zu beeinflussen, dass es dem Wohle der Seele dient. Denn das verbindet uns doch gleichermaßen, das verbindet mich sogar mit einem alten Baum, der mir unablässig und bedingungslos Liebe, Trost, Sauerstoff und positive Schwingung gibt.

    Ich wünsche mir eine Menschheit, die würdevolles Sterben erlaubt und erleben möchte und auch den Tod so willkommen heißt wie Geburt, Leben, Lieben und Freude.

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Padma Ellen,
      lieben Dank für deinen Beitrag. Diese grundlegenden Fragen habe ich mir auch gestellt. Meine Antwort darauf lautet: Ja, es gibt einen Unterschied. Und dieser besteht aus meiner Sicht darin, dass wir durch die uns mit bedingungsloser Liebe begleitenden Tiere lernen dürfen, wieder einen natürlichen Zugang zum Lebensende mit allen Begleiterscheinungen zu bekommen.

      Die Würde des Lebens ist unantastbar. Von der Geburt bis zum Ende auf Erden.
      Das Leben ist ein kosmisches Geschenk.

      In tiefer Verbundenheit, Ingrid

  11. Sabine Schneider sagt:

    Danke für diesen mutmachenden Artikel.
    Ich habe auch eine 16 jährige Hündin und habe so jetzt mein Gefühl von nicht den Tierarzt einzuschalten und die Dame in Würde gehen zu lassen, von dir bestätigt bekommen.
    Vielen Dank dafür🤗

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Sabine,
      deine Worte erfüllen mich mit Freude.

      Ich wünsche dir und deiner Hündin alle Kraft und allen Mut den es braucht, um vertrauensvoll den Weg gemeinsam und in Würde bis zum natürlichen Ende zu gehen.

      In herzlicher Verbundenheit, Ingrid

  12. Andrea sagt:

    Ich durfte meinen kleinen Terrier auch bis zum Tod begleiten.
    Vieles in Ihrem Bericht hat mich an die Zeit erinnert, die ich nicht missen möchte.
    Bei Geburt und Sterben sollte jedes Lebewesen liebevoll begleitet werden.
    Ein wertvoller Bericht! Danke!

  13. Doris sagt:

    Was müssen Sie für ein besonderer Mensch sein?!
    Oder:
    Was muss das für ein besonderer Hund gewesen sein?

    Ich danke für diese zu Herzen gehende Schilderung. Sie erinnert mich an das Sterben, das ich mit meiner Mama erlebte. „Es geschafft zu haben, in Liebe, Anstand und größtmöglicher Würde ist das, was für ewig bleibt. Ich kenne diese Erleichterung, die im Kontrast zur Trauer steht. So nach dem Motto:

    „Gehabte Schmerzen hab‘ ich gern“.

    Ein gemeinsamer Abschied, ist wie ein Pfand für die Anderswelt.

    Ihre Geschichte ist ein Schatz.
    Vielen Dank für diese „Bewegung“.

  14. Susanne sagt:

    Dieses Thema begleitet mich schon sehr lange in meinem Leben und deshalb möchte ich tatsächlich noch einen zweiten Kommentar verfassen. Beim Lesen aller Kommentare ist mir eines ganz grundsätzlich aufgefallen: Alle Menschen gehen davon aus, dass sie als „Besitzer“ der Tiere entscheiden können, dürfen, müssen, wie ihr Tier stirbt. Wir besitzen die Tiere aber nicht. Wie kann man ein anderes Lebewesen besitzen? Ja, und es kann die Lösung sein, das Tier einzuschläfern. Ich habe Hunde erlebt, die damit einverstanden waren, weil sie gemerkt haben, dass ihre Menschenfreunde sie nicht anders begleiten können. Ich habe auch Tiere erlebt, die darum gebeten haben, dass man ihenen beim Übergang hilft. Und ich habe Tiere erlebt, die das absolut alleine machen wollten. Wer hat uns ermächtigt uns so über die Tiere zu stellen, dass wir glauben zu wissen, wie es sterben will?

    • Ingrid Hagen sagt:

      Liebe Susanne,
      danke, dass du den Gedankenfaden noch einmal aufgenommen hast und weiterführst.
      Niemand ist der Besitz von irgendwem: weder Mensch, noch Tier, noch Pflanze, Baum und Natur.
      Jedes Leben gehört nur und ausschliesslich sich selbst. Wir Menschen glauben oftmals, dass wir es besser wissen als unser Gegenüber. Diese überall anzutreffenden Übergriffigkeiten sind es, die uns Krieg, Elend, Gewalt und Not bescheren. Und im letzten auch den Klimawandel. Wir „wissen“ besser, weil wir ja „Menschen“ sind, wie Pflanzen leben wollen, wie Tiere leben wollen, wie unsere Kinder, Frauen, Männer, Alte, Behinderte, Kranke, anders Denkende/Lebende, usw. leben wollen und sollen… und stülpen ihnen ungefragt unsere eigene Sicht auf die Dinge dieser Welt über.

      In der akzeptierten und tolerierten Vielfalt liegt der Schlüssel zum Glück für alle.

      Alles Liebe, Ingrid

  15. Ines Heckmann sagt:

    Zweifelsohnes schöne Worte, aber das Ganze kommt bei mir sehr sonderbar an. Schon allein das vegane Ernähren eines Hundes halte ich nicht für artgerecht.
    Wir haben zum Glück die Möglichkeit, das Leiden unserer Tiere zu verkürzen. Tagelang dem Tier zuzuschauen, wie es nicht frißt oder trinkt… – ob das der Hund wirklich so wollte, wage ich stark zu bezweifeln.

  16. mirror mickael sagt:

    Im Grunde ist das „Einschläfern“ nichts anderes als ermorden. Aussagen von Tierbesitzern,wie: Man würde es wissen/merken wann der Zeitpunkt gekommen ist sein Tier zu erlösen.Das Tier würde es einem schon mitteilen.
    Da frage ich mich dann,woher soll denn das Tier überhaupt wissen,dass es „Einschläfern“ gibt? Ein Tier kann das nicht wissen.Wohl auch besser so.Was würde euer Tier wohl dazu sagen,wenn es wüsste,dass es eine riesen Nadel mitten ins Herz gestochen bekommt?

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