Die Seele und die Liebe – was uns in der Begegnung mit dem Tod tragen kann

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Wenn immer wieder gesagt wird, dass Tod und Sterben ein Tabu ist, dann empfinde ich das gar nicht mehr so. Überall stoße ich auf dieses Thema, es gibt unzählige Bücher, Podcasts und Filme dazu, Artikel und Aktionen. Und das ist gut so.

Und doch, wenn es um den eigenen Tod jenseits der Patientenverfügung geht, oder um den unserer Herzensmenschen, dann greift die Angst nach unserem Herzen, lässt es ganz starr werden und wir wünschen, dass dieses Gefühl, dieser Gedanke schnell wieder vorbei geht und auch der Tod frühestens ab 90 mit uns und unseren Lieben eine Verabredung hat. Das Wissen, dass der Tod zum Leben gehört, ist ein Wissen, was wir vielleicht im  Kopf haben, aber nicht ins Herz lasen, weil es dort unerträglich scheint

Ich bin Hebamme und Sterbe- und Trauerbegleiterin und sitze an den Schwellen des Lebens als Übergangsbegleiterin, als Seelenhebamme. Ich bin an der Seite der Menschen, wenn das geschieht, was wir als Mensch am meisten fürchten, auf das jede Angst sich runter kürzen lässt, das Sterben, der Tod, das Abschied nehmen.

Und ich durfte als Hebamme sehr oft dabei sein, wenn das geschieht, was viele Menschen als das größte Glück bezeichnen, die Geburt eines Kindes. Und von dort habe ich zwei „Dinge“ mit genommen, mein Wissen vom Anfang steht mir jetzt am Ende zur Verfügung.

Zum einen ist es das Wissen um die Seele, das Bewusstsein der Seele.

Fast immer dann, wenn ich ein neugeborenes Kind in meinen Händen halten durfte, ganz am Anfang von dieser Erdenreise, habe ich etwas altersloses, etwas tiefes, etwas unendlich weises und liebevolles in diesen Augen sehen dürfen, hat es mich zutiefst berührt, noch hinter meinem Herzen. Ich durfte und darf immer wieder erfahren, dass wir mehr sind als unser Menschsein, was ein Anfang und ein Ende hat. Und die Erfahrung, es spüren, als Wirklichkeit erfahren ist etwas anderes als um ein Konzept zu wissen. Ich nenne das, was dann zu fühlen, zu sehen ist Seele, aber auch Bewusstsein, Höheres Selbst, tiefestes Sein, Essenz meint das gleiche.

Im jüdischen wird gesagt, dass wir mit Seelenbewusstsein geboren werden, dann kommt der Engel des Vergessens und wir fallen in den Schlaf des Vergessens und sind dann im Menschenbewusstsein auf dem Weg.  Ich habe das auch immer so wahrgenommen,  dass wir auf dem Weg zum Seelenbewusstsein, zum Seele sein sind. Und am Ende des Lebens darf ich immer wieder wahr und für wahr nehmen, dass sich dieses Licht, dieses Leuchten, die Seele immer mehr  zeigt, die Wagschale neigt sich ihr immer mehr zu, der Abschied aus dem Menschsein und den Schutzstrategien wird deutlich.

Und auch nach dem letzten Atemzug und besonders dann, lässt sich diese tiefe leuchtenden Präsenz so deutlich wahrnehmen. Und diese Wahrnehmen teile ich auch immer mit dem unspirituellesten der anwesenden Angehörigen, die zurück bleiben. Es ist keine Idee, kein Konzept, sondern eine Erfahrung und Wahrnehmung. Und so gibt es das Menschsein, was endlich ist, verletzbar und voller Erfahrungen und unser

Seele – sein, die ohne Anfang und Ende ist, leuchtend, unverletzt heil und heilig.

Letztens sagte eine Frau im Gespräch darüber:“Ja schön  und gut, aber es ist doch einfach auch total traurig, wenn jemand stirbt.“ Natürlich ist es das, und das Wissen um die Seele macht den Schmerz nicht weg. Aber wenn etwas wirklich bleibt als Essenz, nicht nur die Erinnerungen, dann wird vielleicht das, was unerträglich scheint, tragbar, dann können wir unser Herz offen lassen, wenn der Tod uns berührt.

Und dann gibt es da noch die Liebe, die auch helfen kann den Tod zu tragen. Immer dann, wenn im Leben Himmel und Erde sich berühren, bei der Geburt, bei tief gelebter Sexualität und  beim Tod, dann geht es auch immer um Liebe. Um die Liebe zwischen Seelen, um die, die ohne Bedingung und ohne Frage ist. Es ist eine große Energie im Leben und der Abschied und das Sterben macht auch so traurig, weil es um Liebe geht.

Wenn aber diese Energie nicht verloren geht, wie jede Energie (Physikgesetz der Energieerhaltung), dann gibt es etwas, was über die Schwelle fließt, was  das Land der Lebenden und das der Toten verbindet. Und wir dürfen weiter lieben, anders, von Seele zu Seele, dürfen das im Trauern lernen und immer mehr darauf vertrauen. Wieder macht es den brennenden Schmerz des Abschieds nicht weg, für beide Seiten nicht, für die, die geht und die, die bleibt nicht, aber er wird tragbarer und vielleicht schiebt sich, wenn wir an den Menschen denken, der über die Schwelle gegangen ist, irgendwann die Liebe an die erste Stelle, vor den Schmerz. Immer wieder darf ich es erfahren in den Begleitungen.

Sind das nicht gute Nachrichten?

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7 Kommentare zu “Die Seele und die Liebe – was uns in der Begegnung mit dem Tod tragen kann
  1. Miriam sagt:

    Meine liebe Basilissa, so schön, von dir zu lesen. Frohe Frühlingstage dir in deinem seelenvollen Tun und Sein! Herzgrüße, deine Miriam

  2. Michelle sagt:

    Liebe Basilissa
    Danke für den wundervollen Text- ich bin dir schon in Dokumentationen begegnet und habe mich gefreut, wie du den Dingen Worte gegeben hast, die manchmal so schwierig sind, in Worte zu fassen.
    Auch mich faszinieren diese Lebensübergänge: Loslassen, Wandlung und Einlassen, Ankommen.
    Diese Schwellenzeiten sind so unendlich kostbar und ich wünschte mir, dass es mehr bewussten Raum dafür gibt.
    Ich freue mich auf dein Buch und werde es gerne lesen.
    Von Herzen, Michelle

  3. Willkommen liebe Basilissa als newslichter Autorin, ich schätze Dein Wissen als Seelenhebamme sehr und freue mich schon auf viele weitere Beiträge!

  4. Susanne sagt:

    Das tut so gut zu lesen… vielen Dank für diesen Text. Er hilft mir dabei etwas in Worte zu fassen was ich bisher eher gefühlt und wahrgenommen habe, aber keine richtigen Worte dafür hatte. Danke.

  5. Wim Lauwers sagt:

    Danke Basilissa für Deine Weisheit. Ich bin jetzt 72 und noch mitten im L(i)eben. Für mich ist der Übergang ganz normal, weil ich noch oft von mir geliebten Übergegangen*innen träume. Ganz real. Und, wenn ich sie rufe, sind sie auch sofort da. Ich würde gerne gehen, bin jeder Zeit bereit. So leicht ist das L(i)eben nicht.

  6. Danke. Das ist ein wunderbarer Text von Dir der wirklich tröstend ist ohne den Schmerz auszublenden. Mit ihm in Umarmung gehen und in Liebe. Nochmal danke!

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