Shiatsu CUISINE – Gut kochen im Sommer mit Orsotto

Charlotte Sachter in der Sommerküche beim Yogini Dome

Auch im Sommer lohnt es sich, ein deftiges und gleichzeitig leichtes Gericht zu kochen. Es bringt die nötige salzige Würze in den Sommer und die Erdung in den Körper. Heute soll die Gerste als kühlendes und Säfte spendendes Getreide im Rampenlicht stehen. In der Küche wird sie zu einem wunderbaren Durst löschenden Sommergetränk und zu einem würzigen „Orsotto“ weiterverarbeitet.

Tisane oder Ptisane

Hippokrates sprach in der Antike von Ptisane oder Tisane als einen ganz bestimmten Saft, nämlich dem Gerstensaft und lobte seine heilkräftige Wirkung. Das kühlende Sommergetränk erfrischt Körper und Geist.

Die TCM sieht das so …

Als Blut, Yin und Energie-Qi aufbauend ist Gerste sehr potent bei Hitzegeschehen. Sei das, klimatisch bedingte Sommerhitze oder vom Fieber geschwächte Menschen. Sie wirkt Toxine ausleitend, was ihr einen Bezug zur Leberreinigung gibt. Aus diesem Grund hilft sie nicht nur bei organischen Verstimmungen: Ebenso wirkt sie kühlend für hitzige Gemüter, mit aufbrausenden Wesen. Auch hier wird geerdet, nämlich das gänzlich „aus der Haut fahrende“ erfährt eine Umkehr zum „bei sich bleiben“. Natürlich, weil die Ungeduld zu diesem Bild gehört, sind wir hier zum freundlichen Dranbleiben aufgerufen.

Auf körperlicher Ebene „klärt die Gerste die Säfte“ wie die Klostermedizin es ausdrückt. Die TCM nennt diese Eigenschaft Schleim und Feuchtigkeit transformierend. Sie wird von daher manchmal als „trocknend“ bezeichnet, was zur Verwirrung führen kann. Denn die Gerste wirkt befeuchtend und gleichzeitig transformierend. Diese Umwandlungsfähigkeit bewirkt, dass Verdauungsblockaden mit Völlegefühl und Verhärtungen im Bauch sich auflösen können. Genauso lindert sie Mündigkeit und verminderten Appetit. All das ist auf ihre transformierende Fähigkeit zurückzuführen.

Die Gerste wirkt kühlend auf den Körper. Damit senkt sie Fieber ab, kann Unruhezustände aufgrund von Hitze im Körper eliminieren. Zum Beispiel ist eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis) solch ein Hitzeprozess im Körper, der die Schleimhaut im Magen trocknet. Hier hilft der Gerstenbrei, den Magen zu befeuchten, zu kühlen und den Appetit wiederherzustellen.

Die beiden großen Kräfte der Gerste sind zu kühlen und zu transformieren. Das ist eine seltene Kombination, da die Transformationskraft eine gewisse Dynamik braucht, die eher mit einer wärmenden Energie einhergeht. Insofern ist die Gerste für alle „Magenmenschen“ eine willkommene Speise, die von Schmerzen und Blockaden befreit.

Und alle, die gar keine Beschwerden haben, trinken Ptisane im Sommer und essen die Gerste, um abends auch bei großer Hitze ruhig und tief schlafen zu können.

„No waste kitchen!“ geht mit der Zubereitung von diesem Orsotto und der Herstellung der Ptisane Hand in Hand. Das Kochwasser der Gerste wird zu dem Ptisane-Saft weiterverarbeitet, aus der Gerste wird das Orsotto bereitet.

„Orsotto“ Mit Spitzkohlgemüse, gelbe Tomaten und Schafskäse

Orsotto Foto: Charlotte Sachter

Zutaten: 1 Tasse (150g) Gerste am Vorabend in 2 l Wasser einweichen

am nächsten Morgen mit einer klein geschnittenen Feige kochen. Mit der Einweichphase braucht Gerste am nächsten Tag nur 10-15 Minuten Garzeit. Ansonsten ist die Gerste ein sehr hartes Korn, das uneingeweicht mindestens 45 Minuten Kochzeit benötigt.

Das beim Kochen entstandene Gerstenwasser auffangen und weiter zu einem Saft verarbeiten. Die Gerste selbst kann morgens mit Joghurt und Früchten zum Frühstück gegessen werden, mittags oder abends dann mit der restlichen Gerste den salzig gewürzten

„Orsotto“ herstellen:

Zutaten:

Gebranntes Sesamöl

1-2 getrocknete Tomaten

½ Spitzkohl

1 TL Ume Su

50-70 g Schafskäse oder eine vegane Variante

Frische Tomaten

Zubereitung:

Sesamöl in einer Pfanne wärmen, die Gerste dazugeben und mit einigen kleingeschnittenen getrockneten Tomatenstücken leicht anbraten. In der Zeit den Spitzkohl in feine Scheiben schneiden und in einer zweiten Pfanne mit etwas Wasser, einige Spritzer Ume Su mit Deckel andünsten, nach 3-5 Minuten den Schafskäse darüber bröckeln. Die frischen Tomaten dazugeben. Wenn der Schafskäse schmilzt, mit frischen Kräutern anrichten. Zum Beispiel schmeckt hier ein Stängel Pfefferminze erfrischend.

Dieses Rezept kommt ohne genaue Mengenangaben. Es ist ein Rezept, das jedes Mal ein wenig anders ausfällt. Wenn Du also eine Zutat nicht parat hast, ersetze sie mit einer ähnlichen. Das Ume Su kann mit Apfelsaft und Essig ersetzt werden, oder auch mit Zitrone und Salz. Die Gemüsesorten kannst Du nach Jahreszeit anpassen. Auch Kräuter wie Petersilie, Koriander, Basilikum, etwas Pfefferminze und eine frische Frühlingszwiebel schmecken ausgezeichnet in diesem Orsotto.

Jetzt wünsche ich einen „Guten Appetit!“

Schreibe mir hier in die Kommentare, wie es dir geschmeckt hat und welche Variante Du für dich gefunden hast! Mein Rezeptvorschlag für die Ptisane findest Du in meinem Newsletter! Hier kannst Du dich im Shiatsu CUISINE Newsletter eintragen

Charlotte Sachter

Zur Person: Charlotte Sachter ist Heilpraktikerin mit Schwerpunkt TCM. In ihrer Praxis berät sie Menschen zu ihrer Ernährung, zu Unverträglichkeiten und zu Müdigkeit. Sie ist Ausbilderin für TCM-Ernährungslehre für die AGTCM (Arbeitsgemeinschaft für Traditionelle Chinesische Medizin) und Dozentin in der Shiatsu-Ausbildung. Als leidenschaftliche Köchin entwickelt sie alltagstaugliche und wohlschmeckende Rezepte mit Tiefenwirkung. Mehr ist auf ihrer Website zu finden. Hier geht es direkt zur Newsletter-Anmeldung. Dort berichtet sie ca. einmal im Monat aus ihrer Shiatsu-CUISINE mit Rezepten und Tipps für den Alltag.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Heilung Verwendete Schlagwörter: , ,
10 Kommentare zu “Shiatsu CUISINE – Gut kochen im Sommer mit Orsotto
  1. Evelin sagt:

    Super spannend, liebe Charlotte ! Ich kenne die Gerste als das dem Holzelement zugeordnete Getreide – und das stimmt mit deiner Skizze gut überein. Wir sollten uns wirklich mal persönlich austauschen – auch wegen der „Spirits“ – der Kräuteressenzen, die ich im Kontext mit der TCM herstelle. Sie sind nicht nur vom Aroma her sondern auch aus den 5 Wandlungsphasen heraus eine herrliche Ergänzung zu deiner tollen Küche. Auf bald mit Herzensgruß, Evelin

    • Charlotte sagt:

      Liebe Evelin, ja, die Gerste kann wunderbar die Leber entspannen, kühlen und ihr gleichzeitig „Saft“ geben! Mit Begeisterung folge ich Dir auf Instagram. Und ja, unbedingt sollten wir uns mal persönlich treffen. Kochst du eigentlich auch mit deinen Essenzen? Zum Beispiel ein Sprühstoß der Schafgarben-Essenz könnte diesen Orsotto in seiner Wirkung vertiefen! Herzlich und auf bald grüßt Charlotte

  2. Doris sagt:

    Liebe Charlotte, was für ein ausgeklügeltes „no waste“ kochen. Jetzt habe ich richtig Lust bekommen mich mit Gerste zu beschäftigen. Eine Frage: wird die Gerste in dem Einweichwasser gekocht?
    Danke für das Rezept
    Doris

    • Katrin sagt:

      Die gleiche Frage habe ich auch 😃
      Und zudem noch – wie verarbeite ich das Kochwasser danach zu einem Saft?

      Mit herzlichem Dank & Gruß
      Katrin

      • Charlotte sagt:

        Liebe Katrin,

        es freut mich riesig, hier auf die Gersten-Anregung solch eine positive Resonanz zu bekommen! Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass Gerste zu unserem Kulturgut gehört.
        So stellst du die Ptisane her:
        Du mischst das Gerstenwasser am besten mit selbst hergestelltem Fruchtsaft nach deiner Vorliebe, fügst schöne Wildkräuter dazu und vielleicht ein paar schöne Gewürze aus deinem Regal. Wie ich es genau mache, verrate ich demnächst in meinem Newsletter.

    • Charlotte sagt:

      Liebe Doris,
      ja, bei der Gerste kannst du das Einweichwasser nehmen. Es ist sogar ratsam, es so weiter zu verwerten. Das Getränk kannst Du frei nach deinen Vorlieben und nach Jahreszeit mit Obst und Kräutern mischen. Alles nochmals zusammen ziehen lassen. Fertig ist die Ptisane!

  3. ANGELIE sagt:

    LIEBE CHARLOTTE, DANKE FÜR EIN REVIVAL 🌱GERSTE.
    meine Mutter kochte sie als Suppe {dickflüssig} mit getrockneten Pflaumen. Lange mochte ich sie nicht bis ich selbst die Köchin wurde. Dann aber in Vergessenheit gegangen, doch immer wieder mal im Vorbeigehen im Regal kurz überlegt……und heute wird sie mitgenommen für die Pflaumensuppe, und werde auch Deine Rezepte versuchen.

    • Charlotte sagt:

      Liebe Angelie,

      wie wunderbar, welch eine Freude solch eine Resonanz hervorzurufen! Lass es mich wissen, wie dir die Pflaumensuppe heute schmeckt!
      Herzliche Grüße aus der Shiatsu CUISINE von Charlotte

      • ANGELIE sagt:

        Danke liebe Charlotte 🌺 gesagt getan👩‍🍳 ich konnte kurzfristig nur die Gerstegraupen von DAVERT finden, habe aber gelesen, dass durch das Spliting {auch poliert} guter Fasergehalt verloren ist. Sollte ich lieber nur die Voll-Gerste nehmen?
        MERCI

        • Charlotte sagt:

          Liebe Angelie, ich nehme sehr gern die Sprießkorngerste von der Donath-Mühle. Nicht nur ist es das ganze Korn, es wird auch garaniert, dass 98 % des Korns noch keimfähig ist. Also könntest du auch Gerstenkeimlinge herstellen. Das wäre zum Beispiel bei Fieber sehr gut.

          Bei der Rollgerste, also den Gerstengraupen ist die Frucht- und Samenschale nahezu abgeschliffen und der Keimling ebenso. Sie eignet sich allerdings bei Magenbeschwerden, denn auf diese Weise ist sie sehr gut verdaulich.
          Herzliche Grüße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.