Lichtmess-Zeit
Von Dorothee Kanitz. Wir haben Lichtmess-Zeit. Lichtmess-Zeit heißt: Die Tage werden länger. Die Sonne gehts morgens früher auf und wir haben so das deutliche Gefühl, dass die Schwere des Winters noch nicht vorbei ist, aber ein Ende abzusehen ist. Das macht – für mich – einen Riesenunterschied!
Lichtmess wird offiziell als katholischer Feiertag am 2. Februar gefeiert, nach der lunaren Zählung ab dem zweiten Vollmond nach Weihnachten. Das heißt, wir sind jetzt sozusagen vom Vollmond bis zum 2. Februar so mitten in dieser Zeitenergie – und meine Energie hat sich auch seitdem Vollmond verändert. Ich spüre deutlich, dass ich nicht mehr so ganz und gar in der Winterstarre hänge, dass sich etwas regt.
Noch ist es leise, es kommt noch nicht so richtig ins Außen. Es ist, als würde der Keim in der Erde langsam anfangen zu wachsen. Und dann, wie die Schneeglöckchen schon jetzt, ganz bald oder wie manche andere Blume etwas später, sich langsam aus der Erde hervor schieben. Die Triebe setzen sich in Bewegung. Zum größten Teil noch unterirdisch, aber Bewegung ist da. Der Keim wächst. Die Winterruhe ist in dem Sinne vorbei, dass sich etwas tut, noch nicht im außen sichtbar, aber im innen spürbar. Und. Diese Zeit ist schon, finde ich, eine besondere, eine heilige Zeit.
Wir neigen dazu, sie zu übergehen, weil „man ja noch nichts sieht“. Doch ohne diese Bewegung im Inneren wird im Außen nichts erscheinen können. Ohne den zarten Keim zu pflegen, wird er im außen nicht standhalten können, weder Wind noch Wetter. Er darf, ja muss, zuerst leise wachsen und noch behütet werden, bevor wir ihn den raueren Bedingungen draußen aussetzen können.
Diese Phase dürfen wir nicht übergehen.
Was in den langen Winternächten gesät ist und jetzt keimen darf, braucht – es sei denn, es handelt sich um ein winterfestes Schneeglöckchen – jetzt noch Schutz.
Und das gilt eben auch für das, was in uns, in unserer Seele, wachsen will. Da gibt es winterharte Gewächse, die schon an die Luft wollen und sich durch die gefrorene Erde schieben, und da gibt es andere Samen, die mehr Wärme und Schutz und Pflege brauchen. Du wirst wissen, zu welcher Sorte dein Same gehört. Wenn er noch nicht ans Licht will, braucht er noch Zeit. Gib sie ihm, gib sie dir – du weißt es tief innen, was dran ist.
Vergleiche nicht. Die eine bringt ein winterhartes Schneeglöckchen hervor, die andere sommer-atmenden Lavendel. Sie wachsen und gedeihen unterschiedlich.
Das darf so sein. Beides hat seine wundervolle Schönheit.
Du weißt nicht, was du bist, das gerade wächst oder wachsen will? Bleib liebevoll. Lass es eine Weile wachsen und schaue, was du erkennst. Auch Wildkraut darf dir willkommen sein – die heilsamen Kräfte des Löwenzahns beispielsweise helfen der Leber und den Abwehrkräften so sehr.
Und selbst, wenn du ein Kraut ausrupfst, weil es dir nicht gefällt oder du es nicht wirklich erkannt hast – das ist nicht das Ende der Welt. Du darfst neu probieren, es wächst
Es muss nicht jeder gefallen, auch du selbst darfst mal etwas „blöd“ finden – im Großen und Ganzen (das sich eben noch nicht so komplett offenbart) hat alles seinen Platz – sogenannte Erfolge und Misserfolge, Schönheit und Hässlichkeit, ja sogar Gutes und Böses.
Und: du bist nicht allein. Du kreierst deine Welt, unsere Welt nicht für dich und einfach so vor dich hin, sondern gemeinsam mit anderen – ob du willst oder nicht. Also wolle – es macht einfach mehr Spaß. Sieh es als neues Spiel, als Experiment, als gelingenden Versuch, als neue Erde – wie auch immer du es nennen willst – du wirst es so erleben.
Lichtmess-Zeit: alles ist möglich, das Potential ist da, das Licht kommt dazu, die Erde hat Kraft.
Und du auch. Ich auch. Wir gemeinsam.
Liebe Bettina, was für ein Wunder-voll Lichtes Bild zum Artikel, danke! Hat mich richtig glücklich gemacht am frühen Morgen! Dankbar, Dorothee
Und mich machen Deine Worte glücklich – das passt 🙂
Es sind zwar Maiglöckchen, was ein wenig früh ist, doch schön sind sie auf jeden Fall 😜.
Upps das war tatsächlich nicht gewollt jetzt gibt es die passenden Blüten nach dem Winter
Und auch so lichtvoll! Danke für’s Ändern.
„Er darf, ja muss, zuerst leise wachsen und noch behütet werden, bevor wir ihn den raueren Bedingungen draußen aussetzen können.“ das ist so schön und liebevoll beschrieben liebe Dorothee. Und so wahr. Diese innere Präsenz, innere Wachsamkeit, macht den Samen zum leuchtenden kraftvollen und blühenden Sein, das sich und die Mitwelt ins Staunen versetzen wird, wenn wir die Fähigkeit zum MitFühlen wieder aktivieren! Leben ist Wunder! Danke für dein so feines Hineinspüren
Leben ist Wunder – ja, genau! Danke für dein liebevolles Mit-Lesen und Mit-Fühlen🙏, liebe Elske.
…. ja jetzt passt es !!
Die Schneeglöckchen bringen noch eine andere Art von Licht herein.
Danke für diesen mitfühlenden und leichten Artikel.