Trauern um nicht Gewordenes

Lesezeit 3 Minuten –

Von Sabrina Gundert. Wir trauern um Verstorbene und manchmal auch um eine vergangene Liebesbeziehung. Doch was ist mit den Dingen und Menschen, die nicht ins Leben gekommen sind? Die Trauer um den Lebenstraum, der sich nicht erfüllt hat, die Vision vom eigenen Leben, die offengeblieben ist, ebenso der Kinderwunsch, der nicht Wirklichkeit geworden ist.

Was ist mit dem Menschen an unserer Seite, den wir uns vielleicht ganz anders vorgestellt haben und trauern um das Bild, dem er nicht entspricht. Oder das Bild von uns selbst, das wir hatten, und dass sich jetzt, durch veränderte Lebensumstände oder eine andere Ausgangssituation, gewandelt hat.

Wir müssen lernen dem Raum zu geben, was nicht geworden ist. Dass auch das nicht Sichtbare, nicht Greifbare, des Trauerns bedarf. Weil auch das ein Sterben ist. Auch das ein Tod.

Es stirbt nicht nur ein Mensch oder eine Partnerschaft, es sterben auch Träume, Hoffnungen, Vorstellungen und Wünsche. Es stirbt das, von dem wir gehofft haben, dass wir es einmal leben werden – und das nicht geworden ist.

Nehmen wir uns die Zeit zum Trauern. Gestalten wir ein Ritual. Machen wir den Tod dessen, was nicht geworden ist, sichtbar. Wir können es zeichnen und aufschreiben. Wir können ihm einen sichtbaren Platz im Leben geben – auf der Kommode oder an einem gestalteten Altar mitten im Alltag. Es eine Weile dort sein lassen, um dann es dem Wind, dem Wasser, der Erde oder dem Feuer zu übergeben.

Die Hoffnungen und Träume, die nicht geworden sind, rituell zu verbrennen. Nicht damit sie weg sind, sondern damit das, was nicht mehr trägt, Platz macht für das, was stattdessen sein will. So geben wir uns dem Leben hin. So sagen wir Ja zum Leben, wie es ist. Es ist nicht so, wie wir es uns erhofft und erträumt haben – es ist so, wie es ist. Mit einem bewussten Sehen und Anerkennen dessen, was nicht geworden ist, öffnen wir den Raum für Neues, das kommen will. Für die Schwelle, an der wir stehen und die wir damit bewusst begehen.

Weitere Rituale für das Sterbenlassen und Abschiednehmen (auch von geplatzten Lebensträumen, Wünschen und Erwartungen) im Buch „Schwellenzeiten – Wandelzeiten: Kraftvoll durch Lebenskrisen gehen“ von Sabrina Gundert ist im Neue Erde Verlag erschienen ISBN 978-3-89060-874-7.

Mehr zu den Ritualen beim Sterbenlassen und Trauern im Podcast “Herzenswege & Schwellenzeiten” – Folge 3: Trauern über nicht Gewordenes: https://www.youtube.com/watch?v=lmQO5MtMfaI

Sabrina Gundert begleitet als Autorin und Coach Menschen dabei, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen und an den Schwellen ihres Lebens klare und für sie stimmige Entscheidungen zu treffen. Ihr neues Buch „Schwellenzeiten – Wandelzeiten: Kraftvoll durch Lebenskrisen gehen“ (Neue Erde Verlag) begleitet auf diesem Weg.
www.sabrinagundert.ch

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Gastbeitrag
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16 Kommentare

  1. Liebe Sabrina,
    ein sehr wahrer Text! Ja, wir übergehen im Alltag oft die „kleinen Tode“ und damit unser Herz. Wunderschön, dass dein Buch in die Welt kommt und Menschen helfen wird, Rituale für diese Momente zu kreieren. Oder innezuhalten und zu spüren, da ist ein Abschied, eine Schwelle. Danke für dein sichtbar machen, Wege finden und das Buch. Du bist ein Segen — danke❣️Herzensgruß, Anne

  2. vielen lieben Dank, liebe Sabine, für diese gedanken! 😌🙏🏽
    so wertvoll…… um wieder neue kraft und perspektiven zu erschaffen. 💫

    • Liebe Sabrina,
      Du sprichst mir aus der Seele. Jetzt, mit dem älter werden, erlebe ich es, dass ich diesen nicht gelebten Vorhaben nachfühle.
      Mir deiner Anregung werde ich ihnen für den bewussten Abschied Raum geben und sie sichtbar machen. Welch eine schöne Idee.
      Danke für deine Empathie darin.
      Herzliche Grüße von Charlotte

  3. ….ooooh, WIE freue ich über Dein neues Buch, liebe Sabrina….ich habe es schon sehnsüchtig erwartet!!!

    Von Herzen DANKE dafür – ich habe Deine Weisheit über die Jahre sehrsehrsehr zu schätzen gelernt…..

    Alles Liebe und viel Erfolg,
    Dagmar

      • ….von Herzen ❤️ gerne, liebe Sabrina, und gut zu wissen, lieben Dank für die Info ;D….ich habe vor, kommende Woche 5 Exemplare in unserer Dorfbuchhandlubg zu bestellen – eines für mich und 4 stelle ich in unseren Dorf – BücherQuellen “zur freien Entnahme” zur Verfügung….mögen sie dort von den “richtigen” Menschen zum richtigen Zeitpunkt entdeckt und erfreut angenommen werden….☆☆☆☆Sisalabim 😉

        Alles Liebe,
        Dagmar

  4. Liebe Sabrina,
    DANKE für’s Erinnern – wie an das, was NICHT GEWORDEN ist…
    Kürzlich erst hatte ich gr. Lust meine Bücherwand vom Staub zu befreien…Diese Aktion lud mehrfach zum INNEhalten ein – mit dem Fazit oder der Erkenntnis, dass es viel Literatur über Psychologie gibt…Wie groß mein Interesse für dieses Feld war/ist, versetzte mich ins Nachspüren…Wie gerne “hätte” ich dieses Fach studiert!!! Mein Interesse ist geblieben, bzw. helfe meinen Mitmenschen mit alledem was u.a. meinem Lebens-Verlauf dienlich war…Ein segensreicher Trost –
    liebe Grüße, Viola

    geholfen hat

  5. Wunderschön, die Vorstellung, dass Trauer etwas positives sein kann. Etwas das sein darf, das wir sogar brauchen, damit wir uns entwickeln können. Danke für das Transformieren von Trauer.

  6. Vielen lieben Dank euch allen für die so wertvollen Gedanken und das Weiterspinnen der Überlegungen zu Tod und Abschied und Sterbenlassen auch von Nicht-Gewordenem und Kleinem im Leben, das oft vermeintlich klein wirkt, und doch so groß ist.

    Gerne möchte ich euch noch den frisch erschienenen Podcast zum Thema Schwellzeiten beim Podcast Irgendwas & Bücher” an die Seite stellen. Ein erfrischendes Gespräch und Trauer, Abschied, Schwellen und Wandlungszeiten, bei dem die beiden Moderatoren und ich viel von den eigenen Schwellenzeiten erzählen: https://open.spotify.com/episode/48Kn13qZqjM7ud8wru3F01

  7. Ebenfalls gibt es online einen Abend am Dienstag, 29. Oktober 2024 zum Thema “Trauern um geplatzte Lebensträume”, wen das interessiert und wer da mit meiner persönlichen Begleitung tiefer eintauchen mag: https://www.sabrinagundert.de/seminar-trauer-um-geplatzte-lebenstraeume-schwellenzeiten

    Im Februar 2025 gibt es dann noch zwei Fortbildungen für interessierte Laien und Fachpersonen zum Thema Schwellenzeiten in Bern und online: https://www.sabrinagundert.de/fortbildung-schwellenzeiten-im-leben-sabrina-gundert

    Und für alle, die gerne live miteinander in Austausch und Kontakt zum Thema kommen mögen, ich bin in Kürze auf der Messe Leben und Tod in Freiburg, beim Gesundheitsforum in Brühl bei Heidelberg und an vielen weiteren Orten in der Schweiz und Deutschland unterwegs. Alle Lesungstermine hier: https://www.schwellenzeiten.ch/veranstaltungen

  8. Mit einem ganz herzlichen Gruß und dem Mut, dieses Tabuthema oder eher nicht beachtete Thema der Trauer auf so unterschiedliche Weise ins Leben zu bringen – bei großen und kleinen Übergängen (bei denen nur wir persönlich entscheiden, was groß und klein für uns ist) wie auch bei Nicht-Gewordenem. Es ist es allemal wert, betrauert und von uns gesehen und wertgeschätzt zu werden.

    Von Herzen, Sabrina Gundert

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