Warum wir manchmal nicht das machen was uns gut tut

Foto: Paro Bolam

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Was hält mich davon ab zu malen (oder Musik zu machen oder zu schreiben), wenn ich eigentlich gerne malen möchte, Zeit habe und weiß, es tut mir gut?

Meine Antwort:

1) Wenn wir etwas gerne tun und Zeit (bezw. Geld) dafür haben, tun wir es auch.
Kaffeetrinken mit der Freundin.
Einen Spaziergang am See machen.
In die Sauna gehen.
In Urlaub fahren…

2) Wenn wir etwas gerne tun, uns aber davor drücken, gibt es immer einen Grund. Manchmal kennen und akzeptieren wir den Grund: Ich gehe zum Beispiel nicht mehr in die Sauna, weil mein Blutdruck dann verrückt spielt. Nichts, worüber ich lange grübeln müsste.
Manchmal ist uns der tiefere Grund aber nicht bewusst. Beim Malen zum Beispiel. Da verstehen wir oft nicht, was das Ganze so schwer macht.

3) Hier ein paar tiefere Gründe, warum ich nicht malte, obwohl ich es wollte – Gründe, die mir lange nicht bewusst waren:

Ich fühlte mich einsam. (Ich fühlte mich auch sonst manchmal einsam, aber dann lenkte ich mich ab. Beim Malen können wir uns nicht ablenken, dann wird das nichts).

Ich spürte plötzlich meine Unruhe (Ungeduld, Leere, Angst usw.), die ich sonst prima verdränge. Beim Malen kann ich nicht so gut verdrängen.

Ich war von Ansprüchen geplagt (Kunst machen, frei sein, keine Kunst machen, im Fluss sein, Spaß haben…). Ansprüche beim Malen fühlen sich total unangenehm an, und ich will mich nicht unangenehm fühlen!

4) Dazu kommt: Jedes Mal, wenn ich malen will und es dann nicht tue, verstärke ich die negativen Assoziationen rund um das Malen! Und jedes Mal, wenn ich dann auch noch sage, Ich will ja malen, aber irgendwie tue ich es dann doch nicht…, verstärke ich die negativen Assoziationen rund um das Malen noch viel mehr.
Ich verstärke die Spur im Gehirn, die sagt: Du willst zwar malen, aber du kannst es nicht / nicht alleine. Und diese Spur prägt meine Realität.
(s. die Erkenntnisse über die Neuroplastizität des Gehirns, z.B. in dem Buch von Rick Hanson “Just One Thing”).

Nun die Kur:

Wie?

Mache einen festen Termin mit dir aus, an dem du malen wirst. Etwa 1/2 Stunde wäre gut.
Wähle einen Termin, der ein paar Tage entfernt liegt.
– Nun mache jeden Tag vor dem Termin die folgende schöne Übung (am besten gleich morgens nach dem Aufwachen, da vergisst du es nicht, und bist auch entspannt). Sie dauert nur 5-7 Minuten:

– Stell dir vor, du gehst an deinen Malplatz. Atme. Spüre, wie einfach und schön das ist.

– Stell dir vor, du nimmst dir ein Blatt Papier (oder das Bild an dem du malst) und legst es bereit / hängst es auf. Atmen. Hinspüren. Einfach. Schön. Oder?

– Stell dir vor, du holst dir eine Farbe oder deine Palette. Ganz viel Zeit! Atmen! Spüre, wie einfach das ist.

– Berühre das Blatt mit den Händen. Schließe in der Fantasie die Augen. Atme. Spüre. Genieße.

– Genieße in der Vorstellung den Moment. Genieße deinen Malplatz. Dann sprühe deine Palette ein, damit die Farben nicht eintrocknen und decke sie mit Folie ab. Das war erstmal genug.

– Mach diese Übung auch an dem Tag, an dem du deinen Maltermin gemacht hast.

Wenn dann die Tageszeit zum Malen gekommen ist, tue dieselben Dinge wie in deiner Vorstellung – nur in der Realität.

Und zwinge dich zu nichts: Du darfst nach jedem Punkt die Farben abdecken und aufhören. Bewusst deinen Erfolg genießen!

Mache zum Schluss gleich den nächsten Maltermin.
Dann mache bis dahin wieder täglich die Vorstellungs-Übung.
Wenn du willst, kannst du in der Vorstellung auch weitergehen und anfangen zu malen.
Aber nur, wenn es dich danach drängt, wenn es Freude macht.

Und wenn der reale Termin da ist, verfahre wieder wie beim letzten Mal. Gehe so weit, wie Ers Freude macht. Dann höre auf, mache Notizen, genieße deinen Erfolg.

Die Wirkung:

Du kannst dir sicher sein, dass du auf diese Weise neue, positive Spuren legst, die es dir immer leichter machen, deine eigenen Malsitzungen durchzuführen.

Und ein wichtiger Hinweis:

Sage nie wieder: “Ich will ja malen, aber dann tue ich es nicht.”
Sondern etwas wie: “Ich freue mich schon auf meine kreative halbe Stunde! Da passieren die tollsten Sachen!”

Und: Schreibt mir hier, wie es für euch funktioniert, und welche Fragen auftauchen!

Paro Bolam

Paro Bolam

Mehr über Paro: In ihrem aktuellen Buch „Love to create – Befreie den Künstler in dir!“ lässt Paro, die selbst jahrzehntelang als Künstlerin, Lehrerin und Erforscherin kreativer Prozesse tätig ist, die Leser an ihren eigenen hinzugewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen teilhaben und ergänzt diese durch Berichte ihrer KursteilnehmerInnen. So vermittelt sie nicht nur ein tieferes Verständnis von kreativen Prozessen, sondern erklärt auch die Entstehung und Überwindung von künstlerischen Blockaden. Die Prinzipien kreativer Prozesse sind immer gleich, aber wie sie erlebt und genutzt werden können, ist zutiefst individuell. Mehr über aktuelle Workshops mit Paro hier.

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