Das zweite Chakra – Wer bin ich?
Teil 2 der 7-teiligen Reihe von Vera Bartholomay über die Chakren. Das zweite Chakra befindet sich zwei fingerbreit unterhalb des Nabels und begleitet uns auf dem Weg zu einem individuellen Wesen.
Abgrenzung von anderen
In unserer persönlichen Entwicklung wachsen wir irgendwann aus dem unhinterfragten Leben in der Urgemeinschaft heraus (siehe Teil 1 „Das erste Chakra“). Wir entdecken, dass wir nicht immer einer Meinung mit unserer Familie und anderen nahestehenden Personen sind und werden immer mehr zu individuellen Persönlichkeiten.
Es entsteht ein Konflikt zwischen dem, was die Gemeinschaft will, und dem, was wir für uns für richtig halten.
Wo stehe ich für mich selbst ein und wie entwickele ich eine gesunde eigene Identität? Wo lasse ich zu, dass andere Menschen über mich bestimmen, oder wo möchte ich gar Macht über andere Menschen haben? Setze ich klare Grenzen für den Einfluss von anderen Personen? Lasse ich mich für den Preis von Zuneigung „kaufen“?
Hier steckt auch die große Angst, verlassen zu werden und allein zu sein. Die Angst, von einer Gruppe ausgestoßen zu werden, von anderen gedemütigt oder abgelehnt zu werden. So wie es beispielsweise bei Mobbing der Fall ist oder wenn alte Freundeskreise sich von einem abwenden. Teilweise auch, wenn man eine Firma nach einer Kündigung verlassen muss. Das Gehirn nimmt soziale Ablehnung ebenso stark wahr wie physischen Schmerz. Die Areale, die dabei im Gehirn aktiviert werden sind sogar gleich. Andere Emotionen, wie z.B. Ärger oder Trauer, haben nicht die gleiche Wirkung im Gehirn. Deshalb sind solche Situationen oft so traumatisch und wir tun alles, um sie zu vermeiden oder zu verdrängen.
Die Bedeutung von Beziehungen
In diesem Chakra sind wir in der Lage, die symbolischen Hinweise von Beziehungen zu erkennen. Was soll ich von Beziehungen und Begegnungen mit anderen Menschen lernen? Warum treffe ich immer wieder auf bestimmte Menschentypen oder gerate ich in bestimmte Problemkonstellationen hinein? Erkenne ich den Sinn von „zufälligen“ Begegnungen in bestimmten Lebensphasen? Und erkenne ich, wann ich bestimmte Menschen wieder aus meinem Leben loslassen muss, weil sie meiner individuellen Entwicklung im Wege stehen? Oder mir einfach nur nicht gut tun?
Stabil im Leben stehen
Es geht auch um die ganz eigene Stärke, zu wissen, dass man das eigene Leben bewältigen kann, dass man nach Schicksalsschlägen wieder auf die Beine kommen kann. Aber auch um die Fähigkeit zu rebellieren, für eine unabhängige Meinung gerade zu stehen. Und um die Fähigkeit, persönliche und berufliche Entscheidungen treffen zu können, und die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu erkennen. Auch zu erkennen, ob wir eine Wahl aus Angst oder aus einer sicheren Überzeugung treffen.
Regeln für menschliche Beziehungen
Es geht auch um Moral und Ehre in Beziehungen, um Verrat und Betrug, Schuldgefühle und Schuldzuweisungen. Es geht um ethische und moralische Regeln für unser Leben, darüber, was gesellschaftlich und zwischenmenschlich geht oder nicht geht. So schaffen wir Ordnung in unserem Leben.
Wenn man in Beziehungen oder Finanzen betrogen oder hintergangen worden ist, ist die Wahrscheinlichkeit nicht ganz gering, dass auch körperliche Probleme im Bereich des zweiten Chakras entstehen.
Ur-Gefühle
Es geht im 2. Chakra auch um die ganz tiefen Ur-Gefühle, die instinktiv ohne viel Nachdenken von uns Besitz ergreifen: Wut, Gier, Scham, Eifersucht, Neid und Konkurrenz. Es sind Gefühle, die wir uns nicht gern selbst zugestehen und die wir deshalb oft verdrängen.
Die schlimmsten persönlichen Angriffe entstehen oft aus Neid oder Konkurrenz und sind deshalb so schwer mit den betroffenen Personen zu klären, weil die Angreifer selbst nie zugeben würden, dass sie solche Gefühle haben. Oft zerbrechen Freundschaften daran, dass es einfacher erscheint, den Freund aus irgendwelchen Gründen „blöd“ und „unmöglich“ zu finden, als sich selbst zuzugestehen, dass man gerade sehr neidisch auf etwas ist, was der Freund im Leben erreicht oder bekommen hat.
Reflexionen zum 2. Chakra:
Stehe ich aufrichtig zu mir und meinen persönlichen Werten?
Wie sehr brauche ich die Bestätigung von anderen Menschen, damit ich mich gut fühle?
Wage ich es, eigene Wege zu gehen, auch wenn es Konflikte mit anderen mit sich führt?
Wie gehe ich mit Kritik um?
Habe ich Angst vor dem Alleinsein oder vor dem Verlassen werden? Gehe ich ungute Kompromisse ein, um nicht allein zu sein?
Bin ich schon einmal hintergangen oder verraten worden und welche Einwirkung hat dies heute noch auf mich?
Welche Beziehungen stärken mich und welche rauben mir meine Kraft?
Kann ich anderen Menschen wirklich vertrauen?
Bin ich der Meinung, dass andere Menschen oder besondere Umstände schuld an meiner aktuellen Lage sind, oder trage ich selbst die Verantwortung dafür?
Auszug aus dem Buch „Heilsame Berührung – Therapeutic Touch. Beschwerden lindern – Heilkräfte aktivieren – Lebensenergie stärken“ von Vera Bartholomay.
Zur Person: Vera Bartholomay ist Therapeutin und Lehrerin für Therapeutic Touch. Ihre Praxis befindet sich in Saarbrücken und sie unterrichtet TT seit vielen Jahren in Deutschland, Norwegen und in der Schweiz. Website hier