Wie Schulden ein Weg zur Fülle sein können

Foto: Tamanga

Foto: TamanGa

Seit ich Seminare gebe, also seit über drei Jahrzehnten, habe ich von einem idealen Zentrum geträumt. Einem Ort, der vor allem meiner Vorliebe fürs Fasten gerecht wird, einem Seminarzentrum, das den perfekten, natürlich belüfteten hohen Saal bietet, der hell ist und alle modernen technischen Möglichkeiten hat, wo wir aber trotzdem nur von Naturmaterialien umgeben mitten in der Natur sind und dabei Geborgenheit geniessen.

Ich träumte von einem Platz, der Ruhe ausstrahlt und über gutes Wasser verfügt. Die Häuser mit den Unterkünften sollten an ungestörten Plätzen stehen, die Zimmer eher Zellen, weil einfach und klein, Qualität statt Quantität bieten. Und natürlich ein grosser Garten, der Vollwertkost liefert und eine pflanzlich-vollwertige Küche dazu.

Als ich mit meiner Berner Partnerin Rita Fasel zum ersten Mal TamanGa sah, wussten wir auf den ersten Blick, dass wir unseren Ort gefunden hatten. Wir ahnten schon, wie viel Arbeit das bedeuten, aber nicht welche Schatten es hervorholen würde.

In vielerlei Hinsicht ist es erst mal noch besser gekommen als gedacht: Der Saal erfüllt nicht nur alle Träume, sondern viel mehr, jedes der Eichenparkett-Bretter ist mit einem speziellen Chip mit der Energie von Kraftplätzen geladen. So schön hatte ich es in Hotels nie. Aus den Zellen wurden Klausen – jede individuell eingerichtet. Vieles ist noch idealer als erträumt, und alles wurde noch unter Budget und in der Zeit fertig.

Licht und Schatten
Bei so viel Licht konnte der Schatten nicht ausbleiben. Was ich in 35 Jahren an Geld erschrieben und erredet hatte und nicht ins Heil-Kunde-Zentrum in Johanniskirchen geflossen war, haben wir in TamanGa gesteckt und darauf geachtet, nur das Beste zu wählen. Solar und Photovoltaik, Holzschnitzelheizung, natürlich Geonado-Wellen in jedem Haus, alle Figuren handgeschnitzt oder aus Stein gemeisselt aus Bali, die Bilder original gemalt.

Tatsächlich reichte mein – aus damaliger Sicht – vieles Geld aber nicht, und ich musste mir einiges leihen. Die österreichische (Ober)Bank war ausgesprochen grosszügig und wollte mir sogar noch eine Million mehr geben für eine entsprechende Wellnessanlage. All das sei kein Problem, da ich ja zwei Drittel persönlich finanziere. Trotzdem schreckte ich vor dem absoluten Betrag zurück und verzichtete dankend auf die weitere Million, was sich langfristig als Segen erwies.

Denn was ich nicht wusste, selbst wenn man – wie ich – immer alle Kreditzinsen termingerecht bezahlt, aber sich wirtschaftlich nicht systemkonform verhält: Banker können einem ganz schön mitspielen. So bekam ich mein erstes Geldproblem mit 60, weil wir mit unserem Betrieb nicht konsequent genug auf Gewinnerzielung aus waren und meine Bonität mit 60 dramatisch sank – von deren Existenz ich vorher gar nichts wusste.

Auf «Peace-Food», also auf eine Ernährung frei von tierischen Produkten eingestellt und ausgerichtet, verlor ich obendrein viele meiner Anhänger, die damals (noch) nicht bereit waren, diesen Schritt mitzugehen. Insofern war unsere Auslastung geringer als kalkuliert. Aber statt uns nun zu helfen, erhöhte die Bank die Zinsen sukzessive von 1,5 auf 3,9 Prozent. Ausserdem forderte sie einen erheblichen Teil der gerade erst gewährten Kredite zurück. Das machte mich wirklich fassungslos. Es war wie in der Karikatur. Den Regenschirm, den sie bei strahlendem Wetter so bereitwillig aufgespannt hatten, zogen sie bei den ersten Regentropfen wieder ein.

Luftaufnahme TamanGa

Luftaufnahme TamanGa

Auch wenn ich einerseits wusste, dass alles ein Spiel ist, machten mir die dramatische Zinserhöhung und die drastischen Kreditrückforderung erheblichen Druck und bescherten mir erstmals im Leben das Gefühl, zu wenig zu verdienen und – im wahrsten Sinne des Wortes – der Überforderung.

Ausserdem machten uns Gestaltungsbeiräte und die Betriebsstätten-Kommission das Leben schwer. Hätte ich nicht den Bürgermeister an unserer Seite gewusst, hätte ich wohl schon früher aufgegeben. Die Rezeptionshalle, über Jahrzehnte bei unseren Vorgängern als Gruppenraum benutzt, wurde nun, weil mit einer neuen Stufe am Eingang versehen, also minimal verändert, beanstandet und plötzlich um viele Zentimeter als zu niedrig befunden.

Sie musste geschlossen und andere teure Dinge angeschafft werden. Bei der Bauabnahme mit den Firmen erklärten uns mehrere Firmenchefs, wie wir das alles hätten mit ein paar Briefumschlägen an den richtigen Stellen weit günstiger haben können, wodurch es wie geschmiert gelaufen wäre. Aber ich war diesbezüglich ausgesprochen unerfahren und – zahlte so – viel drauf. Der Erfolg meiner Bücher und also letztlich meine Leser(innen) ermöglichten mir das überhaupt erst. Danke dafür.

Mein erstes Geldproblem mit 61 Jahren

Hinzu kam, dass ich als Hotelier denkbar ungeeignet war. Ein Leben als Arzt und Psychotherapeut hat mich gelehrt, auch unbequeme Wahrheiten ehrlich auszusprechen. Von Hoteliers, so merkte ich staunend, wird aber gerade das Gegenteil gefordert, nämlich jeder Zumutung freundlich lächelnd zuzustimmen. Patienten gewöhnt, die – nomen est omen – geduldig warten, lernten wir nun Gäste kennen, die König sein wollten. Ich entpuppte mich als schrecklich ungeeignet für dieses Spiel, und da ich weder Lust darauf noch Eignung dazu hatte, spielte ich es schlecht. Immerhin habe ich so gelernt, die Arbeit von Hoteliers ganz anders wertzuschätzen.

Es brauchte auch einige Zeit und Enge-Gefühle, bis mir klar wurde, was für ein Segen es ist, sein erstes Geldproblem mit 61 zu haben, und wie lächerlich und überflüssig der Jammer darüber war. Als sparsamer Mensch hatte ich mit dem über 35 Jahre ersparten Geld Träume verwirklicht und scheiterte an der realpolitischen Wirklichkeit.

Unter dem Strich hatten wir alte, dem Verfall preisgegebene Gebäude wieder aufgebaut, sehr schöne neue gebaut, zwei Jahre lang einheimischen Firmen Arbeit und uns die Freude am Wachsen verschafft. Etwas Wundervolles war gewachsen, konnte aber unter den vorgefundenen Bedingungen nicht wie geplant gedeihen. Wenigstens war ich beim Scheitern etwas gescheiter geworden.

Ein Neustart war unausweichlich mit all dem Umdenken und -lenken, was mir in dieser Situation wirklich schwer fiel. Aber es gab auch wundervolle Momente, als nach der offenen Erklärung des Scheiterns über 2500 Solidaritätsadressen eingingen, was uns sehr berührte.

Insofern bin ich rückwirkend Kontrolleuren und Druckmachern dankbar. Sie haben mich aus einer immer enger werdenden Sackgasse befreit, ja geradezu erlöst und mir zu dem zurückgeholfen, was ich als meine Berufung sehe: «Bewusstes Fasten», die Verbreitung von «Peace-Food» und vor allem der Psychosomatik von «Krankheit als Symbol».

Gemäss dem Spruch «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende» schloss ich den Hotelbetrieb mit über zwanzig Festangestellten, was zu vielen Tränen führte. Die Angestellten konnten kaum fassen, dass ausgerechnet jene Aufsichtsbehörde, die eigentlich ihre Interessen schützen sollte, sie – mit in ihren Augen lächerlichen Auflagen – arbeitslos gemacht hatte.

Die Lösung kam so rasch wie unerwartet. Ein Schweizer Bankier sah nicht das geringste Problem, mir trotz fortgeschrittenen Alters Geld zu leihen, und ich verkaufte, was ich an Immobilem loswerden konnte, um so die Kreditrückforderungen zu schaffen. Das Gute vom Schlechten: vom Druck der erdrückenden Bank befreite ich mich rascher als erwartet.

Wobei ich natürlich selbstverantwortlich war für meine Naivität: Jahrzehnte hatte ich mit einem Banker der alten Schule desselben Instituts, der mir Freund geworden war, vertrauensvoll zusammengearbeitet. Just zum Start von TamanGa wurde der Mann in Pension geschickt, wobei er mein Projekt und mich noch weiter betreuen wollte. Aber die Bank wollte offenbar einen anderen Stil, für den sie andere Leute brauchte. So wie der alte Banker, passte auch ich als alter Kunde nicht mehr ins neue Konzept, welches immer das sein mag.

Was auf den ersten Blick wie Unglück wirkte, erwies sich – dem «Schattenprinzip» entsprechend – auf den zweiten Blick als Glück, das Gute wog das Schlechte mehr als auf, und ich durfte eine Lektion «Schicksalsgesetze» erleben, von denen ich so viel und so gern schreibe und rede.

Nach einem kurzen Dornröschenschlaf machten wir aus dem Hotel TamanGa ein veganes Fasten-Zentrum, wo ich meine Fasten-Wochen und zusätzlich Atem- und Ausbildungs-Wochen in Integraler Medizin durchführe, was meinem Herzenswunsch ungleich näher kommt. Dazu braucht es kaum noch fest angestellte Mitarbeiter, und wir sind zugleich den Auslastungsdruck los. Mit der DaSeins-Zeit entstand ein neues Konzept und aus TamanGa ein Ort, um veganes Gemeinschaftsleben zu lernen.

Wie vorher wird in dem grossen Permakultur-Garten unser Gemüse und Obst händisch und vorzugsweise mit Kupferwerkzeug nach Schauberger angebaut, um die Pflanzen-Dewas nicht zu verschrecken. Das hat seinen Preis: Die 12 Euro pro Mahlzeit hatten einige Hotelgäste kritisiert. Eine spätere Überprüfung – wiederum dank der Druckmacher – ergab, dass ich pro Tag und Gast über 25 Euro zur Verpflegung zugezahlt hatte. Als Anschubfinanzierung eines veganen, in vielerlei Hinsicht einmaligen Projektes finde ich das rückwirkend o.k. Aber die jetzige Lösung ist viel besser. DaSeinsZeit-Gäste arbeiten täglich zwei Stunden in Garten oder Küche mit. So erleben sie veganes Gärtnern und Zubereiten aus erster Hand. Durch die Mitarbeit wird alles für sie günstiger, und das Nörgeln schlug in Zustimmung um. Endlich dürfen wir den vielen Mitarbeitswünschen der Gäste in Garten und Küche nachkommen, statt sie aus Angst vor allfälligen Kontrollen von Behörden zu untersagen.

Während meiner (Fasten)Seminare erwirtschaftet TamanGa Überschüsse, für die Steuern gezahlt werden. Ohne diese würde das Ganze als Hobby eingestuft, was wegen der dann fälligen Umsatzsteuerrückzahlung das Ende bedeutete. So können wir TamanGa im Winter sogar – ohne Druck – in den wohlverdienten Winterschlaf schicken.

Der letzte Schritt
Kaum hatten wir alles in die neuen Gleise geleitet, gefiel es der österreichischen Steuer, dieselbe für meine Bucherträge nicht nur zu verdoppeln, sondern diese Erhöhung für die letzten Jahre auch noch rückwirkend zu fordern. Wieder ein Schock, hatten wir doch gerade geplant, uns in TamanGa nun auch noch unser privates einfaches (Traum-Baum-)Haus zu bauen und die erneuerbaren Energien und verschiedene Gartenprojekte bis zur Energie- und Nahrungs-Autarkie auszubauen.
TamanGa01
Die neue Situation bra(u)chte eine neue Lösung, nämlich in die alte Heimat meiner Frau zu gehen. Sie lebte schon länger den Spagat, ihrer Arbeit in der Schweiz und mir gerecht zu werden. Statt neu zu bauen, lösten wir alles Private in Österreich auf und fanden uns fürs Privatleben eine hübsche kleine Wohnung an unserem gemeinsamen Lieblingsplatz in der Schweiz, hoch über den Dingen und oft auch den Wolken, wo wir aus fast 1000 Meter Höhe auf den Vierwaldstättersee schauen und nach hinten auf Schneeberge. Mit dieser Aussicht zu schreiben, macht noch mehr Freude, und ich geniesse täglich eine kleine Bergtour in traumhafter Landschaft. Obendrein ist meine Schweizer Organisatorin direkt um die Ecke. Schöner und praktischer geht es kaum. Dank also ans Schicksal und seine Gehilfen.

So wie mein Traum von Peace-Food auch Schatten hervorbringt in Ernährungsstreitereien in Familien und Betrieben, bevor sie sich dem besseren Leben ergeben, hat mein Zentrumstraum persönliche Schatten ans Licht gebracht und mir die Schicksalsgesetze noch deutlicher gemacht. Und letztlich hat sich durch ihre Beachtung auch bei mir der Schatten als Schatz erwiesen. Die Dinge haben sich unter Schwierigkeiten zum Besseren gefügt. Ich weiss jetzt, was Geldprobleme sind und was Hoteliers leisten und (er)tragen, und bin mit meiner Frau in ihrer Heimat, die wir beide sehr mögen in einem der sichersten Länder der Welt, an einem wundervollen Ort, wo ich einen Bankier habe, auf den Verlass ist und ich faire Steuern gern bezahle, für deren verlässliche Festsetzung ein Treuhänder garantiert, der diesen Titel verdient. Steuern, die es mir erlauben, für TamanGa gemachte Schulden in der Schweiz ohne Druck abzuzahlen. So kam ich – mit Hilfe der Schicksalsgesetze – ordentlich herum und bin nun als in Deutschland geborener Österreicher mit meiner Schweizer Frau in ihrem Land gelandet. Zum Kurshalten komme ich weiter sehr gern nach TamanGa, das (m)ein Traum bleibt zum Fasten und Fasten-Wandern in der wunderschönen Kulturlandschaft der Südsteiermark, für Atem-Wochen und Integrale Medizin-Ausbildung.

Foto: Dr. Ruediger Dahlke

Foto: Dr. Ruediger Dahlke

Literatur von Ruediger Dahlke zum Thema:

„Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben“, „Das Schattenprinzip“, „Peace-Food“, „Krankheit als Symbol“.
Infos: www.dahlke.atwww.taman-ga.at

Sharing is Caring 🧡
Posted in Heilung Verwendete Schlagwörter: ,
6 Kommentare zu “Wie Schulden ein Weg zur Fülle sein können
  1. Armin Ritter sagt:

    Toller Artikel. Danke dafür! 🙂

  2. Es ist immer wieder eine Freude die Werke von Rüdiger Dahlke zu studieren. Schade, dass er sich als Vertriebener nicht dazu äussert, wie viel er sich durch seine Übersiedlung in die Schweiz an Steuern erspart.
    Österreich muss es ja sehr gut gehen. Wir öffnen das Land Asylwerbern und verweigern höchst erfolgreichen Menschen wie dem Mediziner und Bestsellerautor Dahlke, der ja ohnehin viel international auf Reisen ist, einen Alterssitz und Lebensmittelpunkt in Österreich. Das kostet uns bestimmt eine Lawine an Steuerausfall.
    Offenbar ein Schicksalsgesetz Österreichs: Wir vertreiben/holen die Falschen!

  3. Heike sagt:

    Danke für diesen aufrichtigen Bericht!!!!

  4. Claudia Baro sagt:

    Daß es in Österreich mit den baulichen Gesetzen und Behörden so schlimm ist wie in Deutschland, war mir nicht bekannt.
    Baubehörden wollen heutzutage eine Flut von Formularen sehen, wie Gutachten etc., das gab es früher so nicht. Hinzu kommt oft ein pingeliges Erbsenzählen; insbesondere von den jungen ehrgeizigen Verantwortlichen.
    Bau- und Steuerbehörden sind große Verhinderer für manifestierte (physische) Veränderungen auf dieser Erde. Verängstigtes verbeamtetes Denken inkl. kleinkariertem habgierigen Verhalten…..das wird noch ein großes Thema werden. Ich wünsche mir sehr, daß diese verengten Strukturen sich lösen und auch in Kooperation gehen und Rechthaberei aufgeben werden.

  5. Ach, Sie sprechen uns mal wieder aus der Seele! Vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Bericht! Aus eigener Erfahrung können wir vieles wiedererkennen. Es ist ein echter Seiltanz und er ermöglicht sehr spannende Erfahrungen mit Vertrauen.

  6. Lieber Herr Dahlke,
    meine Hochachtung vor Ihrem Weg, Ihrer Art zu Handeln
    und vor Ihrer Friedfertigkeit …
    Herzensgrüße
    Ursula Maria Lang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.