Frühlingsmeditation: Im Sein verweilen

In meinem Film „Kreativität – die Kunst, im Fluss zu sein“ gibt es eine Szene, in der eine Frau mit geschlossenen Augen ganz nahe vor einem Baum steht und ihre Hände achtsam auf seinen Stamm legt. Es ist zu sehen, wie sehr sie sich von dieser Sinneserfahrung berühren lässt.

Als ich dabei war, den Film zu schneiden und ihm seine endgültige Fassung zu geben, zeigte ich Freunden aus dem Verlag, mit dem ich gerne zusammenarbeite, ein paar ausgewählte Szenen. Ich hoffte, sie davon zu überzeugen, diesen Film später für mich zu verkaufen. Das gelang mir auch – doch von der Baumszene waren alle irritiert. „Das kannst du nicht drin lassen“, sagten sie, „diese peinliche New-Age-Romantik ist doch vollkommen out.”

Wie alle, die meinen Filmen kennen, wissen, habe ich die Szene trotzdem beibehalten.

Offene, staunende Begegnungen mit der Natur sind für mich nie “out” – wie peinlich sie manchen auch scheinen mögen. Und so möchte ich euch heute eine Natur-Meditation vorstellen, die uns dabei hilft, den Frühling gebührlich zu feiern und die Chance zu nutzen, uns von der Natur berühren und zum Narren machen zu lassen. Alles was ihr dafür braucht, ist ein Baum, ein Strauch, eine Staude oder ein kleiner Blumentopf mit einer Blume. Und etwas Zeit und Aufmerksamkeit…

Die Meditation:

Wie alle Meditationen, die tiefer wirken und uns neue Erfahrungen bringen sollen, dauert auch diese Übung etwas länger. Ich habe vor, sie bis Pfingsten regelmäßig zu machen, das sind etwa neun Wochen. So lange muss es nicht sein – aber du solltest dich auf mindestens drei Wochen einstellen.

1. Finde einen Baum oder eine andere Pflanze, mit der du diese Übung regelmäßig durchführen möchtest.

Du kannst dir auch eine Primel oder eine andere Frühlings-Blume in einem Topf besorgen und ihr einen besonderen Platz in deiner Wohnung oder auf deinem Balkon geben. Falls du eine Pflanze in der freien Natur auswählst, musst du bereit sein, sie auch bei Wind und Wetter aufzusuchen, um deine Meditations-Praxis nicht zu unterbrechen.

2. Die Verabredung:
Entscheide dich, mindestens dreimal in der Woche 20 Minuten mit dieser Pflanze zu verbringen – und sage ihr das auch. Sie wird schon auf dich warten und dir auf diese Weise helfen, die Meditation nicht verfrüht aufzugeben.

3. Die Begegnungen:
Bei der ersten Begegnung stelle oder setze dich direkt vor die von dir gewählte Pflanze und schließe die Augen.
Atme ein paarmal tief durch, lasse dich in deinem Körper ankommen, komme zur Ruhe.
Nun beginne wie die Frau in meinem Film die Pflanze achtsam zu untersuchen.
Berühre sie sanft mit deinen Fingerspitzen, nimm wahr, wie sie riecht, lausche auf sie (selbst, wenn es “nur” eine kleine Primel in einem Plastiktöpfchen ist), und beginne nach einer Weile, die Gegenwart der Pflanze zu spüren.
Spüre ihr Energiefeld, ihre Ausstrahlung, ihr Sein.

Pflanzen sind – wie alles in der Natur – Experten im So-Sein.
Im Kontakt mit ihnen können wir üben, unser eigenes So-Sein, unsere Gegenwärtigkeit, unsere innere Stille zu entdecken.
Lass dich vom Sein der Pflanze berühren und nimm dir zum Schluss ein paar Minuten Zeit, dein eigenes Sein zu erleben und zu würdigen.

Dann verabschiedete dich von der Pflanze, danke ihr und lass sie wissen, wann du wieder kommst. Das wird dir helfen, deine Meditation regelmäßig weiterzuführen.

4. Die Ernte:
Wenn du diese Übung mindestens dreimal die Woche machst, wirst du bald spüren, dass eine sehr feine Form der Kommunikation zwischen dir und deiner Pflanze entsteht.
Du wirst erleben, wie sie wächst und sich entwickelt und du wirst ihre Dankbarkeit spüren, wenn du sie gießt.
Du wirst auch dich selbst und deine eigenen Bedürfnisse klarer wahrnehmen – und nach ein paar Wochen wirst du offener sein für die Botschaften der Bäume, Pflanzen, Blumen, Wolken und Tiere in deinem Umfeld. Sie haben uns so viel zu lehren und können gerade in diesen unruhigen Zeiten zu wichtigen Begleitern für uns werden.

Mehr über Paro: In ihrem aktuellen Buch „Love to create – Befreie den Künstler in dir!“ lässt Paro, die selbst jahrzehntelang als Künstlerin, Lehrerin und Erforscherin kreativer Prozesse tätig ist, die Leser an ihren eigenen hinzugewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen teilhaben und ergänzt diese durch Berichte ihrer KursteilnehmerInnen. So vermittelt sie nicht nur ein tieferes Verständnis von kreativen Prozessen, sondern erklärt auch die Entstehung und Überwindung von künstlerischen Blockaden. Die Prinzipien kreativer Prozesse sind immer gleich, aber wie sie erlebt und genutzt werden können, ist zutiefst individuell. Mehr über aktuelle Workshops mit Paro hier.

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