Resilienz – oder die Fähigkeit, an Krisen zu wachsen

Lesezeit 4 Minuten –

Der Ysop ist auf Aditi eindeutig mein „Lieblingskraut“. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob es daran liegt, dass wir uns ähnlich sind oder eher daran, dass er etwas hat, was ich entwickeln und in mich aufnehmen möchte.

Im Pflanzenprofil zum Ysop hatte ich bereits über seine biochemischen und feinstofflichen Eigenschaften berichtet und ihn vor allem als Muntermacher beschrieben. Das hängt vermutlich mit dem hohen Gehalt an Campher zusammen und den belebenden Düften der Limonene und Rosmarinsäure.
Seit es die Anpflanzung auf Aditi gibt, liebe ich es, mich in das blühende Ysopfeld zu setzen. Innerhalb von wenigen Minuten spüre ich nicht mehr Raum und Zeit, befinde mich in einem Fluss der Führung und Fügung. Das ist ganz schwer in Worte zu fassen – deswegen nehme ich meine Kursteilnehmer am liebsten mit zu den Pflanzen, sodass sie es selbst erfahren können…

Doch darüber hinaus entdecke ich mehr und mehr den Charakter dieser leuchtenden blauen Pflanze, die den ganzen Sommer von Schwärmen lila Schmetterlinge umtanzt ist.
Dieses fast vergessene „Küchenkraut“ birgt ein Geheimnis, dass man nicht im Labor und nicht in pharamkologischen Studien entdecken kann. Ich will versuchen, es zu beschreiben.

Wie Du weißt, war das Jahr 2024 ein „extremes“ Gartenjahr: Nach einem viel zu warmen April kam noch einmal heftiger Frost – fast alle Obst- und Nussblüten kamen zu Schaden. Dann regnete es in Massen und die Temperaturen machten unaufhörlich Sprünge von mehr als fünfzehn Grad – eine Schneckeninvasion fraß alles – wirklich alles – was Chlorophyll enthält, sodass auch die Gemüseernte weitgehend dahin ist.

Glücklicherweise waren einzig die Heilkräuter immun gegen diese Angriffe, Sonnenhut und Salbei blühten in ganzer Pracht, die Kamille und die Minzen verströmten dennoch ihre herrlichen Düfte, die Schafgarbe stand dünner als sonst – dennoch schenkte sie ihr blaues Destillat großzügig. Tiefes Entsetzen packte mich jedoch, als ich sah, dass die Schnecken den Ysop angriffen. Zum Glück nicht im Kräutergarten, doch in allen anderen Bereichen von Aditi, die ich mit diesem Lieblingskraut bepflanzt hatte. Völlig unverständlich für mich – ausgerechnet der stark verholzte, mit dem intensiven Abwehrmechanismus des Campher bestückte Ysop reckte kahlgefressen und trocken seine Ästchen hilflos gen Himmel. Was für ein Trauerspiel, was für eine Verwüstung!

Schweren Herzens begab ich mich zu den Pflanzen, verweilte, tastete, spürte. Alles, was die Augen sehen konnten, war trocken und tot, dahingerafft in der unstillbaren Fraßsucht der Schleimer. Und doch… und dann… setzte der Vorgang ein, den ich in Gegenwart des Ysop kenne und liebe: Mein Raum- und Zeitgefühl verschwanden, reine Präsenz erfüllte mich und das „Antennengefühl“, das für die Gegenwart dieser besonderen Heilpflanze so charakteristisch ist, breitete sich aus. Ich konnte den Zufluss von segensreicher Energie spüren, wie ich ihn immer spürte.

Verwirrt stellte ich den Fokus meiner Augen neu ein, blickte auf die dürre, verholzte und kahlgefressene Pflanze vor mir. Doch zugleich spürte ich den ätherischen, pulsierenden Leib dieser Pflanze, die sich offenbar weitgehend aus ihrem physischen Körper in die feinstoffliche Ebene zurückgezogen hatte – und ganz eindeutig spürbar im Leben und ganz und gar präsent war.

Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr mich das berührte. An einer Pflanze, am Ysop, beobachten zu können, dass das Wechseln der Ebenen, das Übertragen und Bewahren der Lebendigkeit, vom Physischen ins Feinstoffliche – und zurück – eine Bewegung ist, die nicht nur wir Menschen, sondern offenbar auch Pflanzen vollziehen können in Krisenzeiten.

Für mich war das eine Offenbarung – und eine Erinnerung: War das nicht genau auch der Weg gewesen, den ich selbst schon gegangen war, wenn die äußeren Verhältnisse zu unwirtlich, zu brutal wurden? Hatte ich mich nicht ebenso zurückgezogen in meine Innenwelt und in die ätherische Ebene – und dort weiterhin Lebensenergie in Hülle und Fülle empfangen? Bis sich die Verhältnisse wieder änderten und ich auch meinen Körper und meine weltliche Präsenz wieder ausbreiten und zum Ausdruck bringen konnte?

Wahrlich, er ist ein großer Lehrer und zarter Begleiter, der Ysop. Und nun beginnt er bereits wieder auszutreiben und seine kleinen, festen Blättchen zu entfalten – im Herbst.
Und es scheint mir fast so, als hätte er an Kraft und zentrierter Stille gewonnen. Als hätte er die starke Energie der Krise wandeln können, durch Ver-Inner-lichung, hin zu seiner charakteristischen, lebendigen Strahlkraft.

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Evelin Rosenfeld
Evelin Rosenfeld

Evelin Rosenfeld baut im Rahmen Ihrer Firma Wild Natural Spirit aromatische Heilpflanzen an und stellt hieraus kostbare Kräuteressenzen und Rohdrogen her. Dabei legt sie großen Wert darauf, in einer maschinenfreien, reinen Kreislaufwirtschaft (Permakultur) zu arbeiten und somit die verwendeten Pflanzen frei zu halten von den Belastungen der maschinellen Ernte, der langen Transporte und der Verwendung künstlicher Zusatzstoffe. Die so gewonnenen Heilkräuter enthalten eine Strahlkraft, wie sie in industriell hergestellten Phytotherapeutika nicht mehr vorliegen (können). www.wild-natural-spirit.org

12 Kommentare

  1. Liebe Evelyn
    Ich liebe den Ysop sehr💙Ist auch mein absoluter Lieblingstee von Dir geworden, nach der Zistrose aus meinem Garten und neben dem Fencheldestillat, das du mir empfohlen hast. Meine Haut liebt es!
    Leider habe ich den Ysop noch nie in echt gesehen. Neulich hat auf dem Markt einer „Ysop“-Pflanzen verkauft, aber in der Diskussion stellte sich raus, es war „nur“ eine Duftnessel, hatte phänologisch keine Ähnlichkeit und ich hab ihm die Bilder vom Yaop von deiner HP gezeigt😎
    Danke für die schönen „Bilder“ vom Aditi-Feld💙

    • Liebe Ruth, ja, es gibt heutzutage gar nicht mehr viele Menschen, die den Ysop kennen – geschweige denn anbauen (können). Wie gesagt: Er ist nicht leicht gekommen – aber jetzt ist er da mit ganzer Kraft. Du findest auf meiner Website auch eine Kategorie „Kräuter im Topf“. Da kannst Du jede Pflanze zu Dir nach Hause holen, die hier auf Aditi gezogen wurde.
      Interessant fiinde ich deine (komplementäre) Kombination Fenchel – Ysop. Ein schönes, weiches Ein- und Ausatmen. Lieben Gruß, Evelin

  2. Mein Mitgefühl, was für eine Erfahrungsreise auf Aditi. Schnecken, Ameisen, Mücken, Zecken…ich frage mich manches Mal, wie kann ich mit ihnen kommunizieren? Tierkommunikation…ich glaube, u.a. mit Linda Tucker gibt es da einen ganzen Studiengang zur Tierkommunikation…auch wenn sie vllt mit Löwen spricht…ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir lernen, mehr mit den Tieren und auch den Elementen zu kommunizieren. Dialoge entstehen lassen…Respekt, geht das? Ich weiss, dass Ameisen nützlich sind…aber in der Küche? Ist Töten der Weg? Warum gibt es auch Zecken? Was ist Ihre Bedeutung? Geht es, dass wir in ein Miteinander kommen…oder was ist der Sinn? Mir kommt gerade irgenwie, es braucht eine klare Zurechtweisung des Schneckenvolkes…eine Erinnerung an das Lot…und was es dazu beitragen will. Alles Gute zu Dir und dem Berg mit all seinen Völkern, Mitgefühl. Balance.

    • Liebe Lia, dank Dir für deine herzensreichen Gedanken. Oh ja – ich habe als Gärtnerin hier so viele Male feststellen müssen, dass Hüten ohne Grenzsetzung nicht geht. Das ist ja schon beim Jäten ein Problem !! So ist übrigens mein Schafgarbenfeld entstanden: Als ich den Salbei pflanzte, war der für den Salbei vorgesehene Platz reich mit der geliebten Schafgarbe bestückt. Ich habe die einzelnen Pflänzchen ins Nachbarbeet gepflanzt, weil ich es nicht fertig brachte, sie auf den Kompost zu werfen und eventuell sterben zu lassen. Doch es ist mir in diesen langen Jahren nicht gelungen, das Töten ganz zu unterlassen – auch wenn es mein Grundprinzip, meine Liebe bricht. Ich versuche den Ausgleich, indem ein Großteil von Aditi wild ist und bleibt und dort Raum für alle ist, die ich nicht explizit fördere… Mensch sein. Grenzen haben. Liebe Grüße, Evelin

  3. Liebe Evelin, sehr schön geschrieben, intensiv erlebt… Danke!

    Nun, möglicherweise ist das, was wir in sichtbares und nicht-sichtbares, in fein- und grobstoffliches, in Flora und Fauna… teilen, aus Ysop- und Schneckenperspektive betrachtet völlig begrenzt…
    Was, wenn die Antennen des Ysop und die Antennen der Schnecke sich wechselwirksam anziehen?
    Was, wenn die wundervollen Wirkkräfte des Ysop durch die Schnecken in die Erde ins Wasser in die Atmosphäre… ?

    Ich freue mich und bin sehr dankbar, dass Menschen wie du forschen an den Grenzen und Übergängen, mit großer Neugier und Offenheit und diese Einsichten teilen. Viel Wertschätzung und Liebe wünsche ich dir und allen kreativen Forschenden!
    Herzensergüsse, katja

    • Mein Herz singt, liebe Katja, beim Lesen deiner Zeilen. JA – natürlich wirkt und webt alles zusammen. Natürlich wirkt das Leben selbst – und als Erdenhüterin wirke auch ich – mit, im großen Klang, den keiner ganz vernimmt und doch jeder auf bestimmten Frequenzen. Deine wie auch Mias Sicht (weiter oben) ist ganz und gar der Boden, auf dem ich hier auf Aditi mit dem Leben tanze.

  4. Liebe Evelin,

    der „Baummentor“ auf YouTube hat etwas Interessantes über Schnecken im Garten erzählt. Sie folgen wohl den unterirdischen Wasseradern und fressen die Pflanzen oberirdisch am liebsten an, die sich mangels Vital- und Bitterstoffen (aufgrund der Wasseradern) nicht mehr genügend gegen die hungrigen Schleimtierchen zur Wehr setzen können. So könne man anhand ihrer Spur vefolgen, wo die Ader langführt, wenn ich das recht verstanden habe. Er empfahl eine einfache Methode mittels gesetzten Stöcken die Adern umzuleiten. Leider weiss ich nicht mehr genau, in welchem seiner zahlreichen Videos ich das gesehen/gehört habe….vielleicht hilft es Dir weiter?
    Herz- und Lichtvolle Grüße von
    Tanja

  5. Liebe Tanja, wenn das so wäre, würde das wohl bedeuten, dass ganz Aditi auf einer gigantischen Wasserblase sitzt. Eine interessante Vorstellung – doch ich habe mittlerweile eine andere Sichtweise: Die kosmischen Strahlungen waren dieses Jahr so stark und die Resonanz des Erdmagnetfeldes entsprechend – dass der Großteil unserer Kulturpflanzen (v.a. Gemüse) dieses nicht zum Verzehr für uns geeignet sind. Die „übersteuerten“ (extrem solar aufgeladenen) Pflanzenkörper wurden von den Schnecken „zur Erde“ gebracht: Auf den Flächen, auf denen Du kaum laufen konntest (3 Schnecken pro Schritt) ist wunderbarer Humus entstanden. Interessant bei dieser Idee ist auch die Tatsache, dass es besonders viele Beeren und Rosen gab.

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