Die Kunst des Dranbleibens

Dranbleiben

Bild: Paro Bolam

Seit meinem letzten Artikel habe schon fünfmal angefangen, hier etwas Neues zu schreiben – jedes Mal zu einem anderen spannenden Thema, das mich gerade sehr beschäftigte (und das euch sicher total interessiert hätte). Und jedes Mal versackte die Inspiration nach kurzer Zeit und der Blogbeitrag blieb ungeschrieben, während das schlechte Gewissen und der Druck in mir wuchsen. Die altbekannte Stimme leierte ihre übliche Litanei: Du solltest aber mal… du hast aber seit Längerem nicht…

Gleichzeitig wuchs natürlich auch der Widerstand!

In meinen Kursen und Coachingsitzungen finde ich heraus, dass es den meisten ähnlich geht. Das ist zwar tröstlich, stachelt aber auch meinen Ehrgeiz an, das Phänomen des Widerstands in kreativen Prozessen (das ich schon seit Jahren praktisch und theoretisch erforsche) noch tiefer zu ergründen und am eigenen Leib zu erfahren und zu durchdringen: Da bin ich dermaßen inspiriert, habe tolle Themen, über die ich schreiben könnte, bin total angeregt, mal wieder zu malen – komme aber trotzdem nicht weiter.

Aber ich verrate euch ein Geheimnis: Das Thema kann noch so spannend sein, und man kann noch so inspiriert sein – wenn man nicht dranbleibt, ist alles für die Katz.

Das heißt, anders als viele glauben, sind das tolle Thema und die tolle Inspiration ziemlich egal. Was in der Kreativität wirklich zählt, ist vor allem der Entschluss, dranzubleiben, auch wenn es mal nicht fließt.

Naja, und das habe ich dann endlich getan (und wie ihr seht, geht es dieses Mal weiter).

Es geht weiter, weil ich inzwischen genug Erfahrung habe, um „Dranbleiben“ nicht damit zu verwechseln, sich auf Teufel komm raus durchzubeißen, auch gegen die eigenen Widerstände.

Jedenfalls nicht mehr so lange wie früher…

Denn mit „Dranbleiben“ ist ja nicht gemeint, einen vermeintlichen „Schweinehund“ zu überwinden oder irgendeine andere Blockade in uns abzulehnen und loszuwerden. Nein, alles, was gerade in uns da ist – ob es uns gefällt oder nicht -, will gesehen und angenommen werden. Auch die „Schweinehunde“, die sich, wenn wir sie auf dem kreativen Weg genauer erforschen, oft in kleine Schoßhündchen verwandeln, die wir stundenlang streicheln möchten!

Das heißt, wir beginnen voller Interesse auf uns zuzugehen und MIT uns weiterzumachen, nicht gegen oder ohne uns. Und – oh Wunder – der kreative Fluss holt uns wieder ein. Meistens anders, als wir dachten…

Ein Beispiel: Als ich beim Schreiben dieses Blogs endlich bereit war, dranzubleiben und nicht vor mir selbst und meinen Widerständen auszuweichen, wurde mir zuerst bewusst, dass eine große Müdigkeit und ein störrisches Nein in mir auftauchten, sobald ich zu schreiben begann – ja, sobald ich nur begann, über den Blog nachzudenken. Kein Wunder, dass ich nichts auf die Reihe kriegte… Da war eine veritable Widerstands-Erzeugungs-Maschine am Werk, die mit jedem misslungenen Versuch weiter wuchs (klingt bekannt?).

Doch ich war endlich bereit, sie zu spüren, zu erforschen, zu durchdringen. Mir war endlich mal wieder klar geworden, dass Verdrängen nichts bringt, dass es im Gegenteil nur Widerstände erzeugt. (Um so weit zu kommen, müssen wir uns wohl regelmäßig verrennen…)

Die Frage „Was soll ich machen?“ führt, wenn man sie wie einen Koan wirklich ergründet, zu der lebendigen Erkenntnis, dass man sich im kreativen Prozess einfach um das kümmern soll, was als erstes anliegt.
Zum Beispiel um den Widerstand. Und dann um das nächste. Und so weiter.

Und das tat ich – immer darauf lauschend, was als nächstes stimmig war..

Paro auf dem Staffelsee

Eine Schreibübung zur Selbsterforschung.
Eine bestimmte Meditation.
Eine Qi Gong-Übung.
Ein Essen im Alpenblick, dann eine Schifffahrt auf dem See…
Das sind geheimnisvolle Prozesse, man weiß nie, was dran sein wird,
was einem hilft, wieder zu sich zu kommen
was einem hilft, den kreativen Fluss wiederzufinden…

…doch der Fluss ist nie weit, wir müssen nur lernen, ihn in der richtigen Richtung zu suchen. Und jetzt schreibe ich das hier fertig und habe Freude daran…

Jetzt habe ich wieder einmal hautnah erfahren (gefühlt zum 1867. Mal, aber so ist das Leben…), dass sich jedes Hindernis, jeder Zweifel, jede Blockade, jede Verwirrung in die kreative Energie verwandeln können, die uns jederzeit zur Verfügung steht.

Das ist eines der wichtigsten Prinzipien auf dem Kreativen Weg, und in meinem Kurs „Kreative Manifestation“ gehe ich tiefer darauf ein.

Und jetzt, wo ich wieder im Fluss bin, weiß ich auch, worüber ich nächstes Mal schreiben will: Über Absichten und Entscheidungen auf dem kreativen Weg. Klingt vielleicht langweilig, ist es aber nicht!!

Und für alle, die mehr erleben wollen – In den folgenden Kursen sind noch Plätze frei:

Das schöpferische Spiel – Kleiner Malkurs
17. & 18. November 2017 / Uffing am Staffelsee

Malen & Meditation – Maltag zum Advent
10. Dezember 2017 / Uffing amStaffelsee

… und zu meinem neuen Kurs im Januar werde ich hier bald mehr erzählen!

Der lange Atem – Kreative Manifestation
04. – 07. Januar 2018 / Uffing am Staffelsee

Mehr Infos hier

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Ein Kommentar zu “Die Kunst des Dranbleibens
  1. Deine Betrachtungen sind super interessant und sehr hilfreich. Vielen Dank.
    Kürzlich las ich eine etwas andere Sicht des „Dranbleibens“. Eher, dass man den Ablenkungen , die sich immer wieder aufdrängen, ruhig nachgeben sollte. Das Gehirn brauche diese kurze zwischendurch Entspannung. Für mich was das sehr tröstlich. Das immer leicht oder heftig bohrende schlechte Gewissen stellt sich bei mir oft ein, wenn ich nicht immer SEHR kontinuierlich an meinem Projekt bleibe.
    Diese Autorin sprach sogar davon „lieber mal das eine oder andere Wort in ein unfertiges Kreuzworträtsel einfüllen und dann später erfrischt weitermachen.“
    Wie banal dachte ich. Aber ich werde es demnächst mal ausprobieren.
    Das bedeutet für mich, mal ein Kreuzworträtsel zu beginnen, damit ich auch ein unfertiges habe…

    Ganz liebe Grüße Dir!

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