Der Bau einer Sommerküche

Die Sommerküche von Grit Scholz kurz vorm Richtfest

Einfach mehr draußen leben, dass ist der Traum von immer mehr Menschen. Grit Scholz hat dazu dieses Jahr ihren Garten kräftig umgebaut. Zur Inspiration nachfolgend ihr Bericht bis zum heutigen Richtfest. Herzlichen Glückwunsch 🙂

Als ich vor 8 Jahren diesen alten Hof in der Elsteraue fand, wusste ich – das ist mein Platz! All die Verwahrlosung, der viele Müll und das über Jahre verwucherte Grundstück – erblühte vor meinem inneren Auge zu einem Paradis. Ein untrügliches Gefühl, Gänsehaut am ganzen Körper und ein riesiger Energieschub, sorgten damals dafür, dass sich vieles fügte und es mir mit Familie und Freunden, in kurzer Zeit gelang, Haus und Hof bewohnbar zu machen und den Garten zu bestellen.

Vorher nachher Bilder

Schon als ich zum Ersten mal auf den Hof kam, träumte ich davon, irgendwann mal eine Sommerküche da zu bauen, eine Art Patio. So sah es 2010 im März an der Stelle aus, wo heute die Sommerküche gebaut wird:

Foto: Grit Scholz

Das war der Garten 2010:

Foto: Grit Scholz

Doch in Anbetracht der wirklich wichtigen Arbeiten, war das damals eher ein Luxusthema, was ich als Zukunftstraum in mir aufbewahrte. In den letzten Jahren wurde dieser Platz hier immer paradiesischer und ich bekam immer öfter Besuch von lieben Menschen, Freunden und Bekannten, und Leuten, die ich durch meine Arbeit kennenlernte. Auch Workshops fanden hier statt und Gruppen trafen sich. Gleichgesinnte, mit denen ich mich gern austausche und es eine Freude ist, sich gegenseitig zu inspirieren.

Garten 2017 Foto: Grit Scholz

Ich wünschte mir eine bessere Möglichkeit, dass auch mehrere Menschen gleichzeitig entspannt hier zu Besuch sein konnten. So drehte und wendete ich diese Sache hin und her, bis mir Anfang 2018 DIE Idee kam. Ich baue einfach mein Grundstück so um, dass im Sommer ganz leicht und unkompliziert mehrere Menschen hier sein können. So können sie sich auch untereinander kennenlernen und dieser Platz wird zu einem Ort der Begegnung. Eine Art Gartencamp schwebte mir vor und da war er wieder, der lang gehütete Traum von einer Sommerküche.

JETZT wusste ich, die Zeit dafür ist reif!

Ich sah diesen Bau schon vor mir, oft hatte ich darüber nachgedacht, wie das am sinnvollsten zu realisieren wäre. Ich wollte eine Art Ständerbau aus Baumstämmen machen, so ganz natürlich, bewegt und ohne Wasserwaage. Achteckig sollte es werden und drei gemauerte Wände mit Lehmputz, der Rest nur halbhoch mit Schwartenbrettern verkleidet. Ein Dach mit Abzug, so dass man auch drinnen eine Feuerschale aufstellen kann. Eine Küchenhexe, ein Gaskocher, ein großer Esstisch, eine Kuschelecke und Raum für alles, was in einer Küche sonst noch gebraucht wird. Es sollten auch mindestens zwei Leute gut da unterm Dach übernachten können.

Der Standort war klar, die Größe war klar, die Art des Baues war mir klar und dass ich das diesmal nicht alleine machen kann, war mir auch klar. Obwohl ich mich mit sämtlichen handwerklichen Arbeite recht gut auskenne, denn ich hatte schon immer den Hang dazu, alles selbst zu machen, weil es mir Freude macht und ich mir das finanziell gar nicht anders leisten konnte.

Baumeister gesucht und gefunden

Benjamin und Grit bei der Arbeit

Nun suchte ich also einen Baumeister, einen Holzkünstler, einen Menschen, der Zeit und Lust hatte, so ein Projekt mit mir zu realisieren.  Natürlich müsste man sich gut verstehen, am besten er würde für die Bauzeit hier wohnen, jemand der sonst gerade nichts anders zu tun  hat, so dass es einfach stimmt… Puhh, da jemanden passendes zu finden, das wäre so etwa wie ein 6er im Lotto, dachte ich mir.

Ich fragte auf Facebook und fand Benjamin.
Am Anfang waren wir beide skeptisch, denn auch für ihn war es nicht leicht, sich auf so etwas einzulassen, wir waren ja einander fremd. Aber er hatte große Lust, etwas in der Art zu bauen, das wollte er schon immer mal machen, Zeit hatte er auch. Ich hatte die Werkstatt, Material, Werkzeuge und Maschinen und so begann das gemeinsame Abenteuer.
Erst mal musste der Platz beräumt werden, denn dort lag eine Menge Feuerholz, was gesägt und gespalten und gestapelt werden musste. Zwei große Wurzeln, ein Baum und ein Busch mussten entfernt werden.

Uns beschäftigten konstruktive Lösungen und ich baute ein Modell vom Dach, auch mein Vater bastelte ein Modell und wir diskutierten heiß und innig, wie es wohl am Besten wäre. In unserem Wildgehege waren vom Sturm viele Bäume umgefallen, so dass wir dort die Stämme auswählten und Benjamin dann erst mal mit dem Schälen der Rinde beschäftigt war

Zwischendurch kehrte der Winter noch mal zurück, viel Schnee und starker Frost hinderten uns daran, weiter zu bauen. Dafür war da Zeit zum reden, planen und Kraft tanken, die wir sehr genossen haben.

Foto: Grit Scholz

Doch ab Ende März gab es kein Halten mehr

Zuerst übten wir ein bißchen, indem wir den Sockel vom Wohnhaus mit Schwartenbrettern verkleideten. So sollten auch 5 von den Seitenwänden der Sommerküche verkleidet werden.  Bei dieser gemeinsamen Arbeit spürten wir schon, dass uns die Zusammenarbeit Freude machte und wir es gut schafften, miteinander zurecht zu kommen. Diese Sorge konnten wir also los lassen und uns freuen, über diesen 6er im Lotto.

Foto: Grit Scholz

Wir setzten zehn Lochfundamente und das Aufstellen der Pfosten ging zügig voran. Mit einem Dreibock konnten wir die Querstämme gut hoch ziehen.

Die Diskussionen über die Konstruktion, vor allem in Bezug auf den Dachbau schlugen große Wellen, weil mein Vater sich Sorgen machte, dass wir das nicht stabil genug bauen. Denn unsere Überlegungen gingen dahin, auf ein Holzdach mit Teerpappe zu verzichten und statt dessen die Dachbalken mit Förderbandmaterial zu decken. Und wie so vieles fügte sich auch das, denn wir bekamen die ausrangierten Förderbänder aus der Zuckerfabrik in Zeitz sehr kostengünstig. Gleichzeitig war uns klar, dass dies ein echtes Experiment wird, denn niemand von uns hatte mit diesem Werkstoff Erfahrung.

Zwischendurch rief der Garten

Umgraben, viele Schubkarren Pferdemist verteilen, Säen, Pflanzen und Kartoffeln in die Erde bringen. Auch das Gewächshaus wurde wieder zum Leben erweckt.

Grit im Garten

Wir schütteten viele, viele Schubkarren Erde auf, damit die Zelte später gerade stehen können und für den Jurtenplatz machten wir auch eine ebene Fläche. Nun kann Gras drüber wachsen.

Aufbau der Sommerküche

Das wohl Aufwendigste und Nervigste bei diesen Holzarbeiten ist eindeutig das viele Schleifen. Jeden Tag Krach und Staub. Jeden Tag große Haufen Späne, die Benjamin produzierte und dann zusammen fegte, viele Säcke Spanmulch. Trotz Staubmaske und Gehörschutz war das keine sehr angenehme Arbeit.  Doch bei genügend Sonnenschein, war das Nachreinigen schnell erledigt, mit einem kühnen Sprung in unseren Mühlbach.

Nachdem der Ring stand und die Bretter für die Seiten gesägt und geschliffen waren, begann das Ölen, nun sieht der ganze Bau schon ganz anders aus. Keine hell leuchtenden „Spargelstangen“ mehr im Mondlicht, die wie neu geboren wirkten, sondern rustikal, als wäre das schon immer so gewesen.

Foto: Grit Scholz

Opa hat inzwischen den Ring fertig geschweißt, der die Dachbalken verbinden soll, das war auch eine große Herausforderung, doch ein Schlossermeister findet für alles eine Lösung – auch für die Halterungen der Autofrontscheiben, die am Ende über die Dachöffnung kommen werden, damit es nicht einregnet.

Foto: Grit Scholz

Foto: Grit Scholz

Foto: Grit Scholz

Nebenbei bauen wir auch am Kompostklo. Das soll ein Trennklo werden, mit Urinabscheider. Die schönen Steinfliesen, bekamen wir geschenkt, das waren mal Musterfliesen für Architekten, damit können wir das schön gestalten.

Es gibt noch viel zu tun, doch wir sind sehr glücklich, schon so weit gekommen zu sein. Dank dem schönen Wetter, die letzten drei Wochen, da hat das Arbeiten gleich doppelt Freude gemacht!

Und Hanni unser federweißes Zwerghuhn, hat zum ersten mal erfolgreich gebrütet – gestern kamen die ersten drei Küken, genau nach 21 Tagen!

Wir wollen in den nächsten Tagen und Wochen das Dach mit dem Fließbandmaterial aus der Zuckerfabrik decken und den Pflasterfußboden machen. Wenn dann noch Strom verlegt ist, kann mit dem Einrichten der Küche begonnen werden.

Fortsetzung folgt 🙂

Foto: Grit Scholz

Hier die Website zum Gartencamp (privat) – falls jemand Lust hat, im Sommer dabei zu sein, findet ihr hier alle Informationen:http://www.gartencamp-auenland.jimdo.com

Mehr zu Grit Scholz hier
http://www.lebensgut-verlag.de

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