TV-Tipp: Der Olivenbaum

el-olivo-mobileWas für ein schöner Film mit was für einer schönen Botschaft „El Olivo“. Alma ist Anfang 20, rebellisch und impulsiv, lässt sie keine Gelegenheit aus, sich mit Gott und der Welt anzulegen, vorzugsweise mit ihrem Vater. Ihre ganze Liebe gilt ihrem Großvater, der langsam im Nebel des Alters zu verschwinden droht.

Seit Jahren hat er aufgehört zu sprechen – seit die Familie gegen seinen Willen in den Jahren des Booms den uralten Olivenbaum verkauft hat, von dem es heißt, er sei zu Zeiten des antiken Roms gepflanzt worden.  30.000 Euro brachte der Baum damals ein, genug, um sich die Zustimmung des Bürgermeisters zum Bau eines Restaurants direkt am Strand zu erkaufen.

Heute sind die Träume des Booms längst geplatzt, das Restaurant eine Ruine. Alma jobbt auf einer Geflügelfarm; ihr Vater Luis ist in den wenig einträglichen Olivenanbau zurückgekehrt; ihr schräger Onkel Alcachofas, in den fetten Jahren unermüdlich schuftender Spediteur, schuftet nun schlecht bezahlt als LKW-Fahrer.

Als der Verfall des Großvaters immer bedrohlicher wird, beschließt Alma zu handeln. Sie will den Olivenbaum zurückholen – das, was ihrer Wahrnehmung nach dem Großvater so sehr fehlt und womit ihre schönsten Kindheitserinnerungen verbunden sind. Doch der Baum steht in seiner beeindruckenden Mächtigkeit längst eingetopft im Atrium eines großen Düsseldorfer Energiekonzerns und ist als allseits beliebtes Symbol für Nachhaltigkeit sogar Teil des Firmenlogos geworden….

Hintergrund erzählt von Regisseur Iciár Bollaín:

Seinen Anfang nahm „El Olivo“ mit einer Zeitungsmeldung, auf die Paul Laverty gestoßen war. Sie handelte von der Reise eines über tausendjährigen Olivenbaums, der in der Region des Bajo Maestrazgo ausgegraben und in den Norden Europas verschickt wurde, um dort einen Garten, eine Bank oder was auch immer zu schmücken. Ein Olivenbaum mehr, der wie unzählige vor ihm in den vergangenen Jahren verkauft und von ihrem ursprünglichen Ort weggebracht wurden, um überall auf der Welt Bankgebäude, Konzernzentralen, Verkehrsinseln oder Privatgärten zu schmücken, bis hin nach China.

Diese Bäume sind von atemberaubender Schönheit, wie lebendige Skulpturen. Abgesehen davon, spiegelte das Schicksal dieser Bäume die Ausplünderung wider, die unser Land und seine Landschaften während der Jahre des Booms erlitten haben, das, was wir später in der Krise verloren, den Schaden, den wir uns zugefügt haben – und die Notwendigkeit, unseren kulturellen Reichtum, unsere Wurzeln, letztlich uns selbst zu schützen.

Der Bajo Maestrazgo ist eine Gegend, die sowohl von Hinterland als auch Küste bestimmt ist, von manchmal spektakulärer, unbesiedelter Schönheit, zwischen ländlich und urban, Vergangenheit und Gegenwart. Vor diesem Hintergrund, mit einem jener uralten Olivenbäume als lebendigem Ausgangspunkt, schrieb Paul Laverty eine scheinbar einfache Geschichte, die aber von ganz unterschiedlichen Themen handelt.

Am 26.9.2018 um 20.15 Uhr bei arte und bis 2.10. in der Mediathek.

logo-ApadrinaUnOlivoAktion: Adoptiere einen Olivenbaum

Zahlreiche Kinos und Menschen unterstützen seit dem Filmstart 2016 die Wiederbelebung, Pflege und den Schutz historischer Olivenbäume in der spanischen Region Oliete durch Filmpreviews und Baum-Patenschafen. Die spanische NGO apadrinaunolivo.org („adoptiere einen Olivenbaum“), die sich diesem Ziel verschrieben hat, gibt es immer noch. Hier die schon gesponserten Bäume sehen und selber mitmachen

Sharing is Caring 🧡
Posted in Inspiration Verwendete Schlagwörter: , ,
4 Kommentare zu “TV-Tipp: Der Olivenbaum
  1. Cornelia Mohrig sagt:

    Diesen grandiosen , vielschichtigen Film habe ich in einem winzigen m.E. Europäischen Kino in Schifferstadt ( nahe Speyer ) vor Jahren gesehen , zusammmen mit meiner nun beinahe 92 jährigen Mutter . Er klingt bis heute nach. Unser Freund, der Baum ist nicht tot – Newslicht erinnert daran. Danke !

  2. Rudy sagt:

    Sehr schöner Film. Vielen Dank!

  3. Anne sagt:

    Sah den Film gestern Abend. Ein toller Film, der sehr ans Herz geht! Danke für den Tipp!!!
    Lieben Gruß Anne

  4. Andrea S. sagt:

    Danke für den Tipp. Das klingt nach einem sehr sehenswerten Film. Ich freue mich darauf, ihn mir bald ganz anzuschauen 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.