Sterben kann jeder

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7:00 Uhr morgens in unserem kleinen Ort vor den Toren Berlins. Die Sonne kommt raus. Tagelang hat es gestürmt und der Himmel war wolkenverhangen. Ich öffne die Küchentür zum Garten, und zum ersten Mal in diesem Jahr will ich wieder barfuß hinaus. Es riecht nach Frühling. Der Boden ist noch eiskalt. Ich nehme tiefe Atemzüge und genieße den direkten Kontakt meiner Fußsohlen mit der Erde. Sie fühlt sich nass an, grasig und moosig. Unter der großen alten Tanne am Ende unseres Gartens pieken mich die Tannennadeln. Ich begrüße unsere Obstbäume, alle Sträucher, Kräuter und Pflanzen. Und ich habe das Gefühl, sie sagen „Endlich meldest Du Dich mal wieder.“ Und auf dem Rückweg zum Haus entdecke ich die Hyazinthen, deren Knollen ich im letzten Herbst aus meinen Blumentöpfen vor der Küche ausgepflanzt hatte. Alle strecken sie ihre neuen frischen Blätter und bunten Blütenköpfe aus der Erde. Rosa, lila, weiß und pink leuchten sie mir entgegen und entlocken mir ein Jubeln.

Mein Vater liegt seit Wochen im Rheinland im Krankenhaus. Gestern hat er mich zum ersten Mal wieder selbst angerufen. Meine Mutter nach einem Sturz im Krankenhaus in McPom. Diese Woche hole ich sie ab. Krankenhäuser sind nichts für sie. Sie ist dankbar für die liebevolle und professionelle Unterstützung. Und sie vermisst ihre gesunde Küche, ihre Wildpferde, die Singschwäne, die in großen Schwärmen auf den Feldern um ihr Haus überwintern, die herrliche klare Luft und den endlosen Blick in die Ferne. In mir toben alte und neue Welt. Es ist leicht in Krankenhäusern umgeben von Menschen, die an das Altern, Krankheit, Siechtum und den Tod glauben, sich dem alten Denken anzuschließen, dass wir keine Wahl haben. Es ist leicht, den Glauben und das innere Wissen zu verlieren, zu leiden und mitzuleiden. Es ist auch leicht für mich, mich ohnmächtig zu fühlen und in alte Gedankenschleifen von Schuld, Scham und Überforderung zu kippen. Bin ich verrückt, so anders denken und fühlen zu wollen? Wer glaube ich denn zu sein, wenn ich sage „Alles ist möglich!“ und „Alles ist gut. Immer.“ Etwa Gott?!? Ja, irgendwie schon – Ich grinse in mich hinein.

Wenn wir göttliche Wesen sind – und darüber reden wir ja ständig überall – wenn sich unsere Zellen täglich erneuern, wenn der Tod nichts anderes ist als ein Ändern der Form und ein Grund zur Freude wie jede Transformation und jeder Übergang in ein neues Sein, was hält mich dann in einer inneren Welt der Angst und des Leidens? Ich weiß, was es ist. Es ist eine alte Gewohnheit. Und es ist meine alte Gewohnheit zu urteilen. Über die alte Welt. Und über mich selbst. An unserem Kühlschrank in der Küche hängt die Postkarte „Sei stärker als Deine größte Ausrede.“ Ich will keine Ausreden mehr haben. Will aufhören damit, mich selbst rauszureden und zu -denken aus (m)einer neuen Welt. Es ist so leicht dieses Rausreden. Und es tut so weh. Sterben kann jeder. Für mich geht’s immer mehr ums Leben.

Es scheint eine Kunst zu sein, wahrhaft zu leben in Freiheit, Frieden, Lust und Liebe, Vertrauen, Verbindung und Leidenschaft, in einem gesunden Körper und Geist. Und ich finde es lohnt sich, diese Kunst zu wieder zu erlernen. Wenn ich mir das Gegenteil antrainieren konnte, warum könnte ich nicht umlernen auf eine Perspektive, ein Denken und Fühlen, Entscheiden, Sprechen und Handeln, das meinem Wissen vom Leben und der Welt, an die ich mich immer mehr erinnere, entspricht? Ich kann’s. Und dafür bin ich hier. Und alle, die’s mit mir lernen wollen, sind mir von Herzen willkommen.

Sterben kann jeder. Auf’s Leben kommt es an. Und zwar in jedem Moment. Und in jeder Lebenslage.

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7 Kommentare zu “Sterben kann jeder
  1. Liebe Claudia!
    In mir steigen gerade Tränen auf, Es sind Tränen der Trauer darüber, dass auch ich viel zu oft und viel zu leicht und immer wieder aus dem kippe, was ich längst in mir entdeckt und freudig manifestiert zu haben glaube …
    Was mir weh tut? Dass es noch viel zu viel Energie in meiner Umgebung gibt, die mich kippen lässt und ich manchmal glaube, dass meine Kraft nicht reicht, ich einfach zu müde werde.
    Da sind aber auch Tränen der Freude und Zuversicht, die mich daran festhalten lassen, dass wir auf einem Weg sind, der uns alle befreien und befrieden wird.
    Ja, genau dafür sind wir zu dieser Zeit und hier inkarniert … zu erinnern, dass wir den göttlichen Funken unwiderruflich in uns tragen.
    Herzensgrüße
    Imke

  2. So schön formuliert, liebe Claudia, Danke für deine Worte.
    Sterben kann jeder, aber es kommt aufs Leben an, jeden Tag wieder eine neue Entscheidung, ja, ich lebe, das ist mein Weg, das Leben.
    Ich stand kürzlich anlässlich einer Erkrankung an dieser Kreuzung, wo mir plötzlich klar wurde, ja, dieser eine Weg geht Richtung Sterben. Es war erschreckend im Moment, dem so nahe zu sein, das erste Mal in diesem Leben. Im Nachhinein aber ist es so bereichernd, zu wissen, es war eine Entscheidung – und ich habe sie, auf einer anderen Ebene, sehr bewusst getroffen.

  3. Viola sagt:

    Liebe Claudia,
    während ich diesen SUPER- Artikel las, war mir „noch nicht“ klar, wer ihn verfasst haben könnte…Zeile für Zeile, erkannte ich zunehmend mehr, dass dies Claudia Shkatov’s Gefühl und Denke entsprechen könnte…Das es ein Volltreffer war, erkannte ich am Ende…Wundervoller und ehrlicher Text!!!
    Vielen DANK an dich –
    Viola

  4. Dagmar sagt:

    ….“Es scheint eine Kunst zu sein….Und ich finde es lohnt sich, diese Kunst wieder zu erlernen…“ ¬
    schreibst Du, liebe Claudia….und JA….es lohnt sich…und wir alle können es….uns darin üben,ein nährendes Schwingungsfeld zu sein…jeden Tag aufs Neue…..JA…

    DANKE für Deinen starken,aufrichtenden,einladenden und ermutigenden Text….durch welchen ich mich zutiefst angesprochen und erinnert fühle…DANKE für Dein Vorbild….DANKE für Deine Qualität…DANKE für ALLES***, was Du mit Deiner Arbeit in die Welt sendest….

    Von Herzen,
    Dagmar

  5. Rolf sagt:

    Liebe Claudia, und wiederum mit diesem Beitrag triffst Du den Punkt!
    HERZlichen Dank sei Dir dafür, sowie für alle vorangegangenen.
    „Etwa Gott?!? Ja, irgendwie schon“, schreibst Du am Schluss.
    Nun, zurzeit lese, genieße ich „Gespräche mit Gott, Band 3“ von Neale Donald Walsch. Es bietet eine Überfülle an Weisheit, extrem hilfreiche Botschaften, allesamt fantastisch hilfreich in den allgegenwärtigen Ur-Ängste triggernden Zeiten. Die will ich allen hier Lesenden wärmstens ans Herz legen. In Anbetracht unserer eingeschränkten (von Ängsten verengten) polarisierenden Sichtweisen ruft jede einseitige Fixierung automatisch ihren Gegenpol auf, wie das Yin-Yang-Symbol ans Eins-Sein von allem erinnert.
    „Jede Schneeflocke fällt an ihren Platz“, ist gerade meine liebste Zen-Weisheit.

  6. Johanna sagt:

    „Es scheint eine Kunst zu sein, wahrhaft zu leben in Freiheit, Frieden, Lust und Liebe, Vertrauen, Verbindung und Leidenschaft, in einem gesunden Körper und Geist. Und ich finde es lohnt sich, diese Kunst zu wieder zu erlernen.“
    Beim Lesen kam mir in den Sinn: Vielleicht müssen wir diese Kunst gar nicht (wieder) erlernen, weil wir alle bereits KünstlerInnen SIND und mit alledem ausgestattet auf dieser wundervollen Erde angekommen sind!!! Wir dürfen lernen, alles Andere wieder wegzulassen… und das ist ganz sicher auch eine Kunst!😘

  7. Sabine Schneider sagt:

    Dank für’s erinnern !
    mit dem Barfuß durch den Garten !
    Der Winter war lang doch jetzt ist Startzeit🤓👍

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