Die einheimische Kräuterapotheke

Foto: Evelin Rosenfeld

Mehr und mehr Menschen vertrauen auf die Kraft der Heilkräuter – in allen Lebensbereichen. Wer mit einem Garten gesegnet ist, der nicht gerade von schädlichen Fremdeinflüssen umgeben ist, wird bereits in der Wiese eine Vielzahl hilfreicher und wirkkräftiger Heilkräuter finden. Und sich dann auch die Frage stellen: Welche Kräuter sollte ich für meine Hausapotheke pflanzen und hegen ?

In unseren Breitengraden eröffnet sich ein beachtliches Spektrum an Heilpflanzen, so daß die Auswahl nicht leicht fallen mag. Da es ja zu meinem Lebensinhalt geworden ist, unsere einheimischen Heilpflanzen anzubauen und aus ihnen hochwertige Essenzen und Tees zu gewinnen, erkläre ich heute einmal, warum ich genau diese 15 Heilpflanzen gewählt habe, mit denen ich arbeite.

Es versteht sich dabei von selbst, daß ich nur mit einheimischen, autochtonen Pflanzen arbeite, die idealerweise mehrjährig sind. Also nicht „Artemisia annua“ – die neuerdings von den Medien promotete Variante unseres einheimischen Beifuß (Arttemisia vulgaris) oder Wermut (Artemisia absinthum), sondern eben diese beiden mehrjährigen Sorten. Das bin ich Mutter Erde schuldig, die die angestammten Pflanzen im gegebenen Ökosystem zu integrieren vermag („fremde“ Pflanzen sind viel anfälliger für Schäden oder Mangelerscheinungen) und nicht jedes Jahr aufs Neue aufgerissen werden muss. Zudem verwende ich ausschließlich die medizinalen – also an Wirkstoff reichen – Sorten, die man in der Regel am Zusatz „officinalis“ zum lateinischen Namen erkennt.

Aromatische Heilkräuter

Zunächst einmal konzentriere ich mich auf sogenannte „aromatische Pflanzen“. Sie zeichnen sich aus durch besondere, sehr reaktive Inhaltstoffe, die wir in den „ätherischen Ölen“ zusammenfassen. Diese Stoffe dienen den Pflanzen vor allem als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde – selten auch als Lockstoffe. Wegen ihres intensiven Dufts sind sie mit der Aromatherapie bekannt und beliebt geworden – aufgrund ihrer starken biochemischen Aktivität jedoch mit höchster Vorsicht zu verwenden. (siehe auch „Ätherische Öle – Fluch oder Segen“)

Diese Reaktivität Können wir aus einer ganzheitlichen Betrachtung heraus wie „Impulsgeber“ für unser menschliches System nutzen. Sie tragen die für uns relevante Information hochkonzentriert. Da sie aber eben als isolierte Stoffe auch sehr schädlich – bis toxisch – sein können, trenne ich sie nicht von der wässrigen Phase („Hydrolat“), die sie natürlicherweise auch in der lebenden Pflanze in sinnvoller und moderierter Dosierung halten, sondern wende entweder den Pflanzensaft oder das Volldestillat des Heilkrauts an.

Formenkreise

Und was sind nun die Heilpflanzen, die als Auswahl eine vollständige Hausapotheke ergeben ?
Wonach suchen wir sie aus ?
Die westlich-lineare Herangehensweise wäre, nach häufigen Symptomen zu gehen: Eine Pflanze für Erkältungskrankheiten, eine für Entzündungen, eine für Magen-Darm-Probleme usw.
Ich halte diese Herangehensweise für nicht sinnvoll, da all diese bekannten Symptome je nach Situation und Person ganz unterschiedliche Ursachen haben können. Vielmehr halte ich mich an die übergeordneten Kategorien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die die Wirkung auf Temperatur, Dynamik, Dichte, Richtung und Feuchte als Orientierungsgrößen wählt. So muß der Wahl einer Heilpflanze auch eine entsprechend individuelle Betrachtung des Menschen vorausgehen – und die Antwort aus der Pflanzenwelt ist nicht pauschaliert und beliebig, sondern sehr gezielt und ganz fein auf die jeweilige Verfassung abgestimmt.

So wähle ich aromatische, einheimische Heilkräuter, die vermögen, diese fünf Faktoren sehr differenziert zu beeinflussen: Etwas das wärmt, etwas das kühlt. Etwas das befeuchtet, etwas das trocknet. Etwas das bewegt, etwas das beruhigt. Etwas das festigt, etwas das lockert. Etwas das aufsteigt, etwas das sinkt.

Meine Kräuterapotheke

Und so habe ich mich mit Wild Natural Spirit auf den Anbau folgender Heilkräuter fokussiert (die Pflanzennamen sind mit Links zu den ausführlichen Pflanzenprofilen unterlegt):

Die kühlende, ausdehnende, aktivierende Mentha piperita (Pfefferminze).
Der wärmende, festigende Hysoppus officinale (Ysop). Beide sind dem Holz/Wind-Element zugeordnet.
Der aktivierende, wärmende, bewegende Thymus officinale (Thymian) und die transformierende, festigende und trocknende Artemisia absinthum (Wermut) – beides Vertreter des Feuerelements.
Die wärmende, trocknende und energiezuführende Matricaria chamomilla (Echte Kamille) mit dem befeuchtenden, lockernden und sinkenden Foeniculum sativum (Saatfenchel), um die Aspekte des Erdelements zu übermitteln.
Die trocknende, strukturbildende, kühlende Salvia officinale (Salbei) mit der wärmenden, befeuchtenden Echinacea purpurea (Sonnenhut) als aufbauende Vertreterinnen des Metallelements.
Und dann natürlich die wärmende, lockernde, beruhigende Valeriana officinale (Baldrian) mit der festigenden, energiezuführenden und kühlenden Achillea millefolium (Schafgarbe).

Mit diesem zehngliedrigen Reigen hast Du nicht nur in der feinstofflichen Wirkweise sondern auch in Farben Düften und Formen die ganze Bandbreite pflanzlicher Hilfskräfte im Garten, mit denen Du deinem Körper und deiner Seele helfen kannst, jedwede Verfasstheit sanft ins Gleichgewicht zu führen.

Foto: Evelin Rosenfeld

Evelin hütet den Berg „Aditi“ in Oberfranken. Dort arbeitet sie mit Permakultur und baut – ohne den Einsatz von Maschinen und in reiner Kreislaufwirtschaft – die traditionellen Heilkräuter unserer Heimat an. Aus den Kräutern stellt sie kostbare Kräuteressenzen her, die auf offenem Feuer in großen Kupferdestillen gewonnen werden. Als Kräuteressenzen zum Einnehmen und als Variation für die Anwendung auf der Haut kommt die heilsame Energie dieser vollkommen zusatzfreien, hochwirksamen Pflanzenprodukte auch zu Dir. Vier mal im Jahr gibt es Praxiswochen zu Destillation und zu Permakultur auf Aditi, daneben kleine Wochenendseminare zur Anwendung der Phytotherapeutika im Sinne der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin).
www.wild-natural-spirit.org

 

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6 Kommentare zu “Die einheimische Kräuterapotheke
  1. Paula sagt:

    Danke, liebe Evelin für deine so umfangreichen Informationen. Meine Hochachtung auch für dein „dir Zeit nehmen“, dein Wissen hier so anschaulich zu dokumentieren. In meinem Garten zeigt sich aktuell wieder das Habichtskraut. Es hat sich den Platz „selber ausgesucht“ und vermehrt sich in schönster Gelbheit. Junisonnige Grüße, Paula

  2. Michelle sagt:

    Liebe Evelin
    Danke für diesen informativen Text über die Heilpflanzen auf Aditi.
    Ich bin noch immer am Erforschen unseres Gartens, und jeden Tag entdecke ich Neues, beobachte die Veränderungen, die Wachstumsphasen, die Sonneneinstrahlung.
    Welche Pflanzen entdecke ich im Vorhandenen, welche möchte ich neu pflanzen.
    Mir Zeit lassen ist der Schlüssel.
    Wir schauen auch, welchen Heilpflanzen wir Raum geben möchten- so ein Garten ist ein kleines Paradies <3 !
    Von Herzen, Michelle

  3. Isabell sagt:

    Liebe Evelin,
    danke für dein Wirken am „Aditi“ und hier das Teilen deies Wissens über diese Heilkräuter.
    Ich habe diverse (Wild-)Kräuter in meinem Garten herangezogen (bzw. haben sie sich selbst hier angesiedelt), die ich trockne für Tees und in der Küche verwende. Das Trocknen klappt nicht immer – hast du dazu Tipps? Was ist dabei zu beachten? Braucht es unbedingt einen Automaten dafür oder geht es auch ohne?
    Danke für deine Resonanz, herzlich Isabell

    • Evelin sagt:

      Liebe Isabell, wie schön, daß Du Dich der Mutter Erde zuwendest und lernst, mit ihren Gaben umzugehen. Wenn Du die Kräuter für Tee verwenden willst, müssen sie innerhalb 48 Stunden weniger als 20% feuchtigkeit = knistertrocken sein und luftdicht abgepackt werden. Sind sie länger der Luft ausgesetzt, entstehen beträchtliche Risiken durch Hefen, Pilze und Bakterien.
      Kräuter, die zu Tee oder Gewürzen getrocknet werden, sollten dem Sonnenlicht nicht ausgesetzt sein und niemals heißer als 40 Grad werden.
      Das alles ist eine diffizile Sache – insbesondere, wenn ohne Maschinen gearbeitet wird.
      Die Maschinen geben zwar Sicherheit hinsichtlich mikrobiologischem Befall und Lagerfeuchte, sie zerstören aber einige der Wirkstoffe und das feinstoffliche Feld der Pflanze ohnehin.
      Es loht sich also, die alten Wege neu zu entdecken und zu praktizieren. Alles Gute !

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