Wie zwischen Himmel und Erde
Ursprünglich wollte Johanna in Tibet nur einen hohen Berg besteigen. Als die Medizinstudentin aus Berlin jedoch auf einer Wandertour eine schreckliche Entdeckung macht, wird die junge Frau von der arglosen Touristin zur couragierten Aktivistin. Inspiriert von ihren eigenen Erlebnissen inszenierte die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin und Buchautorin Maria Blumencron ihren ersten Spielfilm Wie zwischen Himmel und Erde mit Hannah Herzsprung.Nachfolgend ein Interview mit ihr.
Finden Sie die Realität Ihrer eigenen Person im Film wieder?
Ja. In der Fiktion konnte wahr werden, was ich mir für die Realität gewünscht hätte, was aber nicht passiert ist. Ich musste eine neue, erzählerische Form für meine Erlebnisse und meine Figur entwickeln. Ich selbst habe 1997 über einen Fernsehbeitrag von erfrorenen Flüchtlingskindern in Tibet erfahren. Diese Bilder waren meine Initiation, um alles stehen und liegen zu lassen, meine Arbeit als 17 Schauspielerin aufzugeben und am Ende im Himalaya zu landen. Auch ich wollte von Lhasa aus einen Flüchtlingstrek begleiten, bin in Shigatse verhaftet, eine Nacht lang verhört und dann auf freien Fuß gesetzt worden. Ich hatte auf der Polizeistation ähnliche Erlebnisse und Gefühle wie Johanna im Film und stand danach ebenfalls unter totaler Beobachtung. Auch ich wollte mich damals zu den Flüchtlingen durchschlagen, habe es aber letztendlich nicht getan. Und zwar aus Angst – was ich mir bis heute nicht verziehen habe. Johanna tut, was ich nicht geschafft habe. Sie ist somit eine idealisierte Version von mir.
In welcher Balance stehen in Ihrem Film das Persönliche und das Politische?
Kann oder sollte man das trennen? Hat sich Politik generell nicht viel zu weit von den Menschen entfernt? Mein Anliegen war nie, etwas ausgesprochen Politisches zu machen. Das sollen andere tun. Auch in meiner ersten Doku wollte ich einfach sechs Kinder auf der Flucht zeigen. Allein, dass Mütter ihre Kinder wegschicken, vermittelt doch sehr eindringlich, dass etwas Grundlegendes nicht stimmt. Ich konzentriere mich auf die Tatsache, dass eine Gruppe von Kindern alles zurück lassen muss – ihre Mutter, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Haustiere, ihre Blumen – und auf der Flucht zu einer neuen Familie zusammen wächst. Unter diesen extremen Bedingungen erlebt auch die Einzelgängerin Johanna das erste Mal Liebe und Vertrauen.
Hannah Herzsprung spielt diese zentrale Figur. War sie Ihre Idealbesetzung?
Auf jeden Fall. Die Dreharbeiten waren extrem schwierig, wir arbeiteten in drei Ländern. In Ladakh drehten wir kurz nach den verheerenden Schlammlawinen. Die logistischen Probleme dort verzögerten unsere Reise in die Schweiz, wo wir in den harten Winter kamen. Auf über 4000 Metern in der Eiseskälte zu drehen, erschöpfte das ganze Team, vor allem die Kinderdarsteller. In diesem Rahmen hat sich Hannah wahnsinnig tapfer geschlagen und sich als sehr zäh erwiesen. Sie hat viele Szenen in nassen oder steif gefrorenen Jeans gespielt, was die Hölle gewesen sein muss!
Zur Person Maria Blumencron: Geboren in Wien, unternahm sie als Jugendliche Reisen nach Indien und Nepal /Himalaya. 1986 begann sie eine Ausbildung als Schauspielerin am Konservatorium der Stadt Wien. Danach folgten zahlreiche Engagements an österreichischen und deutschen Bühnen. Während ihrer Tätigkeit als Schauspielerin beteiligte sie sich in Zusammenarbeit mit terre des hommes und dem Friedensdorf International an sozialen Projekten. Nach weiteren TV-Rollen beendete Maria Blumencron 1998 ihre Arbeit vor der Kamera und begann als freie Hörfunk-Mitarbeiterin beim WDR. Seit 2000 arbeitet sie als Dokumentarfilmerin. Ihr erstes Projekt „Flucht über den Himalaya“ wurde im ZDF, 3Sat und Phoenix ausgestrahlt. Es folgten Filme über den Himalaya, sowie über christliche Spiritualität und heilige Orte in Deutschland und Österreich. 2003 begann sie ihre Tätigkeit als Buchautorin. Mit ihrem Film und dem Buch über die Flucht tibetischer Kinder über den Himalaya sensibilisierte sie die Menschen für das Schicksal Tibets und speziell für das der Kinder. Um ihnen auch praktische Hilfe zukommen zu lassen, gründete sie mit Gleichgesinnten den Verein Shelter108 e.V., der hilfebedürftige Kinder und heimatlose Menschen weltweit unterstützt.
das wird sicher ein film sein den ich mir ansehen werde