Im Kino: Ostwind

Filmemacherin Katja von Garnier („Bandits“) hat immer davon geträumt, einen Pferdefilm zu drehen. „Ostwind“ war so ein echtes Herzens­projekt. Die 14jährige Mika muss wegen schlechter Noten in den Sommerferien büffeln  – und das ausgerechnet auf dem Gestüt ihrer ungeliebten Großmutter (Cornelia Froboess). Mit Pferden hatte sie bislang nicht viel am Hut, bis sie auf den störrischen Hengst Ostwind trifft. Das eigensinnige Mädchen spürt, was das scheue Pferd fühlt und lernt im Kontakt mit ihm auch der eigenen inneren Stimme zu folgen.

Nachfolgend ein Intervie mit Katja von Garnier aus dem Constantin-FIlm-Presseheft:

Welchen Stellenwert hat OSTWIND für Sie?

Katja von Garnier: Für mich ist OSTWIND ein Traumprojekt. Ich bin von Pferden begeistert, seit ich denken kann – Pferde sind, ich denke, das kann man so sagen, meine große Leidenschaft. Die Verbindung zu ihnen ist mir ungemein wichtig. Ich wusste also eigentlich schon immer, dass ich einmal einen Pferdefilm drehen würde. Dass dieser Film OSTWIND sein würde, der von Ewa Karlström angestoßen wurde, mit der ich an der HFF München vor mehr als 20 Jahren meine erste Kameraübung gedreht habe, und dass auch noch Torsten Breuer mit dem ich alle Filme in Deutschland gemacht habe, die Kamera übernahm, macht das Projekt zusätzlich zu etwas ganz Besonderem.

Was sprach Sie an dem Stoff explizit an?

Katja von Garnier: Im Drehbuch werden die beiden Themen angerissen, die mir im Umgang mit Pferden sehr wichtig sind. Es geht zum einen um die Magie, die es in der Verbindung eines Menschen zu einem Pferd geben kann. Und zum anderen gibt es zwei essenziell verschiedene Herangehensweisen ans Reiten. Als Jugendliche habe ich unheimlich viel Zeit im Reitstall verbracht. Eigentlich war Voltigieren mein Ding, aber ich habe auch in die Turnierwelt reingeschnuppert. Das hat mein Leben absolut bestimmt. Ich habe dann lange pausiert. Vor ein paar Jahren habe ich das Reiten wiederentdeckt, aber auf eine völlig andere Weise. Ich besitze mittlerweile selbst zwei Pferde und gehe jetzt ganz anders an die Sache heran. Es geht mir um die Verbindung zu den Pferden, all das, was man unter dem Begriff Natural Horsemanship zusammenfasst. Im ersten Jahr bin ich noch nicht einmal auf den Pferden geritten, sondern habe nur mit ihnen gespielt, sie kennengelernt und ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufgebaut. Es geht um eine Partnerschaft, man muss lernen, sich zu verhalten wie ein Herdenführer. Das ist eine ungemein gute Schule, und man lernt sehr viel über sich selbst. Den Pferden kann man nichts vormachen. Wenn man am Boden das Vertrauen der Tiere nicht hat, dann wird man es auch als Reiter nicht haben. Ich habe also beide Philosophien ganz intensiv kennengelernt, und diese beiden Herangehensweisen thematisiert auch OSTWIND.

Ein weiteres Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Ihre Filme und spielt auch in OSTWIND eine wichtige Rolle: Stets erzählen Sie von rebellischen Heldinnen, von unangepassten Frauen.

Katja von Garnier: Stimmt, ich kann wohl einfach nicht aus meiner Haut (lacht). Ich glaube einfach, das sind die Figuren, zu denen ich mich hingezogen fühle. Mir gefällt ihr Freiheitsdrang, ihr Drang, sich das Leben nicht vorschreiben zu lassen und sich nicht unterzuordnen. Sie finden eine Welt vor, die sich nicht mit ihren Vorstellungen, Träumen und Hoffnungen deckt. Und sie geben sich nicht damit zufrieden. Das trifft auf die BANDITS sicherlich ebenso zu wie auf die Frauen in „Alice Paul – Der Weg ins Licht“, der Spielfilm, den ich in den USA mit Hilary Swank und Anjelica Huston gemacht habe. Sie wollen sich aus einer gesellschaftlichen Enge befreien und ihr Leben selbst gestalten. Ich stelle in meinen Filmen gerne die Frage: Warum ist das eigentlich so? Da stimmt doch was nicht, wenn Frauen nicht wählen dürfen. Genauso ist es bei OSTWIND. Da stimmt doch was nicht, wenn man Pferde ihr Leben lang auf kleinem Raum einsperrt oder wenn man einem Mädchen vorschreiben will, worauf sie im Leben ihren Fokus richten soll. Freiheit ist mir wichtig, und ich glaube, das spiegelt sich ganz unmittelbar in allen meinen Filmen.

Foto: Constantin

Foto: Constantin

Daran schließt sich unvermeidlich die Frage an: Wie sehr hat Filmemachen für Sie mit der von Ihnen beschriebenen Freiheit zu tun?

Katja von Garnier: Ganz klar, unheimlich viel. Im Prozess des Drehens stoße ich übrigens unentwegt auf das Thema, weil es viele Grenzen gibt, mit denen ich konfrontiert werde. Die kreative Freiheit reibt sich immer an äußeren Zwängen wie finanzielle oder zeitliche Auflagen. Es geht eigentlich ständig darum, die richtige Balance zu finden, um in diesen Zusammenhängen so frei wie möglich erzählen zu können. Wie viel Freiheit habe ich? Wie viel Freiheit wird mir gelassen? Es ist ungemein wichtig, mit Produktion und Verleih am gleichen Strang zu ziehen. Man muss den gleichen Film machen wollen. Wenn man aber dieselbe Vision hat, dann ist es eine traumhafte Erfahrung. OSTWIND ist eine solche traumhafte Erfahrung.

Aber sie war bestimmt mit großen Herausforderungen verbunden. Was waren für Sie die Knackpunkte bei der Produktion?

Katja von Garnier: Es ging um die Umsetzung. Das Drehbuch war schon unheimlich weit entwickelt, als ich an Bord kam. Das ist eher selten der Fall. Meistens ist es so, dass man noch endlos am Drehbuch arbeiten und feilen muss, manchmal dauert es noch Jahre, bis man zur Drehreife kommt. Das war hier ganz anders. Das Drehbuch war wirklich ein Glücksfall. Ein paar Punkte habe ich noch vertieft und herausgearbeitet. Aber ansonsten konnte ich mich ganz auf die Umsetzung konzentrieren. Wichtig war mir, ein Grundgefühl zu vermitteln und mit meinem Film rüberzubringen, was ich erlebe und wie ich mich fühle, wenn ich Zeit mit meinen Pferden verbringe. Das ist ein Gefühl, das sich nur schwer in Worte fassen lässt – vielleicht wollte ich gerade deshalb einen Film darüber machen: Der Umgang mit den Pferden erdet mich, irgendwie. Er lässt mich als Mensch wachsen und dazulernen. Immer wenn ich bei den Pferden war, bin ich danach ein bisschen glücklicher, ein bisschen friedlicher. Und das wollte ich vermitteln. Es geht um Magie, um Schönheit, um inneren Frieden. OSTWIND soll ein schöner und inspirierender Film werden, und ich glaube, das gelingt uns.

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