Ein Traum

Bild von My pictures are CC0. When doing composings auf Pixabay

Von Joachim Löwning. Es war noch früh am Morgen. Gerade hatte die Nacht die letzten Schleier vom Himmel gezogen. Mit einem zartem, blassrotem Leuchten erwachte der neue Tag. Ich lag noch im Bett. Es war die Zeit zwischen Schlafen und Aufwachen.

Gedanken kommen zu mir. Ich staune sie an, kann sie aber nicht festhalten. Meine geschlossenen Augen sinken sachte wieder in den Schlaf. Von irgendwoher kommt ein wunderschönes Leuchten, warm und hell umfließt es mich. Wundervoll wohltuend strömt es wieder fort von mir und sehnsüchtig will ich ihm folgen. Da lösen sich aus dem Licht tanzend einige kleine Schnuppen und kommen wieder zurück. Fröhlich aufgeregt wirbeln sie durcheinander, entfernen sich dabei immer mehr von der fortziehenden Lichtwolke. Ein Engel tritt ihnen entgegen. Groß und strahlend steht er vor den tanzenden Schnuppen.

„Wer seid ihr denn und wo wollt ihr hin?“

„Wir sind Tropfen wie die dort drüben. Siehst du, sie glitzern wie wir. Und wir wollen zur Erde.“

„Ja, das wollt ihr, aber Tropfen seid ihr nicht. Dort die Tropfen sind Wasser. Sie haben kein eigenes Licht. Sie glitzern, weil sie unser Licht auffangen. Sie sind auch auf dem Weg zur Erde. Aber ihr Weg ist nicht euer Weg. Hier sind sie unzählige kleine Tropfen und kommen als Regen auf die Erde, einer getrennt vom anderen. In Bächen und Flüssen fließen sie zusammen, umströmen und beleben die Erde bis sie sich im Meer vereinen. Dann lösen sie sich wieder, steigen mit Hilfe der Sonne auf und und trennen sich von einander. So werden sie wieder zu den einzelnen Tropfen, die ihr dort seht.

„Das wollen wir auch. Wir wollen auch die Erde beleben und erneuern.“

„Das werdet ihr auch. Aber ihr seid Menschen. Ihr kommt aus dem Licht. So wie die Tropfen sich auf der Erde im Meer vereinen werden, ward ihr im Licht vereint. Und so, wie die Tropfen hier einzeln für euch erscheinen, werdet ihr auf der Erde einzeln erscheinen, um euch dann wieder im Licht zu vereinen. Die Tropfen sind gebunden an Raum und Zeit. Ihr könnt zurückkehren ins Licht. Im Licht seid ihr einig mit allen Schöpferkräften. Um die Schöpfung weiter gedeihen zu lassen habt ihr euren Weg begonnen. Jetzt wisst ihr das nicht mehr. Auf eurem Weg zur Erde werdet ihr alles vergessen. Von diesem Vergessen habt ihr gewusst, als ihr im Licht vereint ward. Deshalb habt ihr mich geschaffen. Damit ich eure Wege begleite. Und wenn ihr auf der Erde das Licht vergesst und im Dunkeln seid, könnt ihr mit mir das Licht wieder finden. Ihr seid Licht, auch wenn ihr es dann nicht mehr wisst. Und so, wie in jedem Tropfen die belebende und gestaltende Kraft des Wassers ist, so ist in euch die Schöpferkraft, um die Schöpfung immer wieder zu beleben und zu gestalten.“

„Dann sind wir ja doch Tropfen und machen das selbe wie sie. Warum gehen wir dann einen anderen Weg?“

„Alles ist aus dem Licht entstanden. Die Steine, das Leben der Pflanzen, das Fühlen der Tiere. Sie alle gaben den verschiedenen Kräften eine Form und einen Platz auf der Erde und verloren so das Licht. Der Mensch kann sich immer weiter entwickeln. Weil die anderen Erdenwesen Leib, Leben und Seele fest mit der Erde verbunden haben, kann der Mensch frei das Licht zur Erde tragen. Licht und Dunkel sind getrennt. Zwischen ihnen lebt die Schöpfung. Ihr als einzige Wesen seid mit beiden, mit Licht und Dunkel verbunden. Und ihr seid die Wesen, die durch das Leben und Wirken auf der Erde die Schöpfung gestalten können. Das können Wesen, die sich fest mit der Erde verbunden und so die Lebensmöglichkeiten geschaffen haben, nicht mehr. Sie haben die Lichtesschöpfungskraft dafür verlassen müssen.

Alles, was lebt, geht durch Geburt und Tod, aber nur ihr Menschen könnt die Kraft des Lichtes durch die Geburt auf die Erde bringen. Immer ist die all-einige Schöpferkraft mit euch und euer Weg ist der Weg der Schöpferkraft zum Dunkel. Eure Liebe kann Licht und Dunkel vereinen.“

„Dann ist unser Weg aber schwer. Die Tropfen haben es da viel leichter.“

„Darum werdet ihr auch vergessen, was ihr jetzt noch wisst und unwissend und ohne Last euren Erdenweg beginnen. Jetzt schon wisst ihr nichts mehr vom Licht. Dort habt ihr eure Schöpferkräfte genutzt, habt euren Erdenweg vorbereitet, habt mich geschaffen, damit ihr das Licht nicht verlieren werdet und habt das Vergessen geschaffen, damit ihr frei handeln könnt. Wir Engel sind, wie die Tiere, Pflanzen und Steine, nicht frei in unserem Tun. Ihr seid die Schöpfer von allem und im Licht findet ihr in der Einigkeit die neuen Aufgaben. Auf der Erde erfüllt ihr sie. Dort seid ihr getrennt. Dort erfahrt ihr eure Menschenkraft. Ihr geht nebeneinander her und versteht einander nicht mehr, weil euer Wissen das Licht nicht mehr erreicht. Das ist die Dunkelheit. Wenn euer Licht der Dunkelheit begegnet kann Neues entstehen. Das ist die Menschenkraft – Licht und Dunkelheit neues gebären zu lassen. Das ist die alles umfassende Liebe der Menschen. Würdet ihr auf der Erde davon wissen, wäre alles vorher bestimmt. Das Wissen um die Zukunft lähmt die Menschenkraft. Ihr müsst frei schaffen können. Licht und Finsterniss werden immer bei euch sein. Zwischen ihnen werdet ihr auf der Erde leben und jeder Mensch bringt sein Licht auf seinem Weg zur Dunkelheit. Alles in der Schöpfung hat seinen Platz, alles ist eins, alles erfüllt die Schöpfung, alles gehört dazu und ist richtig. Ihr werdet auf der Erde nicht oft erkennen können, dass auch die anderen Menschen das Richtige tun. Und wenn ihr in der Dunkelheit das Licht nicht mehr seht, kann ich euch helfen, das Licht wieder zu finden. Geht euren Weg und achtet darauf, mich zu bemerken, wenn ich mich euch zeige. Auch das wird euch schwer fallen, aber das war euer Wille im Licht. Dort erwachte euer Wunsch, auf der Erde zu leben. Ich kann euch immer wieder damit verbinden, wenn ihr danach sucht. Geht nun euren Weg. Habt Freude an allem, was ihr bis jetzt geschaffen habt. Das ist die Quelle für alles Weitere. Gebt der Liebe Raum und Zeit auf der Erde. Das ist die Kraft des Menschen.

Joachim Löwning hat uns diese schöne Geschichte zugeschickt und schreibt: Ich habe lange als Kunstherapeut in der Heilpädagogik gearbeitet. Da war ich mit Malen und Plastizieren unterwegs. Bin jetzt mit noch 66 Jahren in Rente. Vor 2 Jahren starb meine Frau an Krebs. Durch sie lernte ich die Newslichter kennen. Wir beschäftigten uns viel mit dem Sterben, Tod und was dann vielleicht sein kann. Aus dem vielleicht wurde für mich in letzter Zeit immer mehr ein sichereres Erleben. Zumindest für mich selbst. Auch wenn ich weiss, dass das mein Erleben ist, versuche ich immer mehr, es mit anderen zu teilen. Auch um Reaktionen zu bekommen, egal welcher Art. Bis 2013 lebte ich der Arbeit wegen am Bodensee, dann zog ich zu meiner späteren Frau nach Berlin. DANKE Joachim fürs teilen!

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29 Kommentare zu “Ein Traum
  1. Diana sagt:

    Wunderschön! Erinnert mich an die Vorstellung von Seelenfamilien

  2. Marie-Anne sagt:

    Ja, Danke lieber Joachim! Wir sind alle ein Funke aus der Lichtquelle und entscheiden jeden Tag, ob wir uns von Lichten oder dunklen Ge-Danken leiten lassen. Mit diesem Virus ist uns aktuell auch unsere Vergänglichkeit wieder vor Augen geführt. Und das Wissen um eine Neugeburt ins Licht, wenn wir dieses unser Körpergefährt eines Tages verlassen, lässt uns jeden Tag als ein Geschenk der Erfahrung empfangen, egal was uns entgegenkommt. Ich wünsche dir (und uns allen) Freude jeden Tag 🌻🌈💕

  3. andrea sagt:

    Licht und Dunkel sind getrennt. Zwischen ihnen lebt die Schöpfung.

    danke! auch und besonders für diesen satz. er birgt für mich ein grosses, allumfassendes verstehen.

  4. Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte, die mein Herz berührt 🙏❤️💫

  5. Martin sagt:

    Was für eine tolle Geschichte, die sich so toll stimmig anfühlt. Danke dafür Joachim!

  6. Ich möchte Sie, Joachim Löwning ermutigen, weiterhin Geschichten zu schreiben, die sich mit dem Leben und Sterben befassen. Eine so feine Gabe wie das Schreiben, nährt die Seele. Der filigrane Schreibstil ist für (einen Mann) außergewöhnlich.Ich war selber lange Autorin bei den Newslichtern und erfreue mich stets an den guten Nachrichten hier.
    Mit herzlichen Grüßen Brigitte Hieronimus

  7. Renate sagt:

    Danke, lieber Joachim Löwning, für diesen Text und danke an die Newslichter mal wieder, dass es euch gibt!!
    Es tut einfach gut, Gleichnisse für unser Dunkel auf der Erde zu lesen und alles wieder zu relativieren und auch der heutige „Lichtungsspruch“ erinnert mich daran, dass ich auch durch freudige Ereignisse getriggert werde und auch dafür mir den Raum zum Reagieren nehmen möchte.

  8. Alexandra Thoese sagt:

    Lieber Joachim, ich freue mich so sehr hier von dir zu lesen. Deine Geschichte berührt mich tief und es fühlt sich ganz und gar wahrhaftig an. Auch ich mag dir sagen: Bitte teile deine Gedanken, Worte und Geschichten mit der Welt. Sie sind Balsam und Erinnerung zugleich.

    Von Herzen liebe Grüße zu dir.
    Alexandra

  9. Anke sagt:

    Was für berührende Worte.
    Mein Herz hat beim Lesen gelächelt.

    Dankeschön

  10. Sylvia sagt:

    Wunderschön und berührend. Vielen lieben Dank 🙂

  11. Dorothee Besenfelder sagt:

    Ein wundervoller Text, der mich daran erinnert, was meine Aufgabe ist.
    Manchmal wehre ich mich, manchmal weiß ich, was zu tun ist und manchmal benötige ich einen Kompass.
    Vielen Dank, lieber Joachim für diese Worte und Danke an die newslichter, die immer wieder erleuchtende und mutmachende Beiträge veröffentlichen.

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